Qumran: Die Rollen vom Toten Meer 

Bibelwissenschaft
© Copyright 
Franz Böhmisch

 animabit

  1. Geschichte der Qumrânfunde
  2. Wichtige Links
Bibelwissenschaft Bibelausgaben im Internet Textausgaben im Internet Institut AT Linz

Geschichte der Qumran-Funde

Qumrân ist der Name einer Fundstätte in der Nähe des Toten Meeres. In der Publizistik steht es schlagwortartig für die Handschriften und die archäologischen Stätten, die im Zusammenhang mit den Funden von hebräischen Schriftrollen in den Höhlen dieser Gegend um das Tote Meer seit 1947 entdeckt wurden. Der Ausdruck "Schriftrollen aus Qumran" ist strenggenommen falsch, da sich die Funde auf viele Höhlen in verschiedenen Tälern entlang des Toten Meeres verteilen. Daher spricht man heute in der Fachwelt von "Schriftrollen vom Toten Meer" bzw. international von den "Dead Sea Scrolls".

 In den Höhlen, die auf folgender Karte der Gegend am Toten Meer sichtbar sind, fanden sich (über die Jahrhunderte hinweg!) immer wieder hebräische, aramäische, griechische und nabatäische Handschriften im Ganzen oder als fragmentarische Reste.
 
 

§1 Nachrichten über Schriftrollen vom Toten Meer bei Origenes

Der erste Fund wird uns von Origenes, dem großen christlichen Bibelgelehrten des 3. Jhdt.s, berichtet, der in einem von Mercati wiederaufgefundenen Text zum Psaltertext seiner Hexapla hinweist auf eine "sechste Edition, die zusammen mit anderen Hebräischen und Griechischen Büchern in einer Höhle nahe bei Jericho in der Zeit der Herrschaft des Antoninus (Ms. Antonius) des Sohnes des Severus (=Caracalla, herrschte 211- 217) gefunden worden sei".(C. Kearns, Ecclesiasticus, or the Wisdom of Jesus the Son of Sirach, in: R.D. Fuller; L. Johnston; C. Kearns (eds.), A Catholic Commentary on Holy Scripture, New York 1969,541-562, 550. Dort Verweise auf G. Mercati, Note di letteratura biblica e cristiana antica (Studi e testi 5), Rome 1901, 28-60; H.B. Swete, Introduction to the Old Testament in Greek, 1902, 53- 55). Diese Höhle wurde zu schnell mit den Höhlen nahe bei Qumrân identifiziert (R. de Vaux, RB 56 (1949) 236f.;592; J.T. Milik, Biblica 31 (1950) 506). Doch ist dies immerhin die älteste Bezeugung von Handschriftenfunden in Höhlen nahe des Toten Meeres.
 
 

§2 Der Fund von biblischen Schriften bei Jericho im 9. Jhdt.

Die zweite Nachricht stammt aus einem syrischen Brief des nestorianischen Bischofs Katholikos Timotheos I. über Biblische Studien des 9. Jhdts.

[vgl. Oskar Braun, Der Brief des Katholikos Timotheos I über biblische Studien des 9. Jahrhunderts, in: Oriens Christianus 1 (1901) 299-313; ders., Der Katholikos Timotheos I und seine Briefe, in: Oriens Christianus 1 (1901) 138- 152,] Weiter im Text.

 "Desselben (Brief) an Sergios

 Dem Heiligen Gottes, Mar Sargîs, Bischof, Metropolit von 'Elam. Der Sünder Timotheos verehrt Deine Heiligkeit und bittet um dein Gebet. Die Briefe, die deine Heiligkeit wegen der Hexapla uns sendete, haben wir gelesen und ihren ganzen Inhalt zur Kenntnis genommen. Für eure Gesundheit und den schönen Verlauf Eurer Regierung haben wir Gott Dank gesagt und obwohl Sünder erflehen wir Gottes Gnade, daß das Eurige ein gutes, herrliches Ende nehme. Bezüglich der Hexapla, worüber Eure Heiligkeit schrieb, haben wir bereits im vergangenen Jahre Euch schriftlich mitgeteilt, daß uns durch die Verwendung unseres Bruders Gabriel, des sunkellos unseres siegreichen Königs, die Hexapla auf Papier in nisibenischem Maße geschrieben gesendet wurde. Wir mieteten 6 Schreiber und 2 Diktierer, welchen den Schreibern nach dem Text des Kodex diktierten. Das Alte Testament schrieben wir vollständig nebst dem Buch der Chronik, Esra, Susanna, Ester und Judit in 3 Handschriften: eine für uns und zwei für den edlen Gabriel und von Letzterem eine für Gabriel selbst, die Andere für Beth Lâpât. Denn so hatte Gabriel schriftlich befohlen. Sie sind bereits geschrieben mit viel Fleiß, Sorgfalt, Anstrengungen, Opfern und Mühen in ungefähr 6 Monaten. Denn nichts ist schwieriger zu schreiben oder zu lesen als dieses, da die vielen Randbemerkungen von Aquila, Theodotion, Symmachus und den Anderen (Quinta und Sexta bei Origenes) dem fortlaufenden Text der LXX fast gleich sind. Auch die Zeichen darüber sind unsäglich zahlreich und verschieden. Außerdem hatten wir zufällig schlechte, habsüchtige und zänkische Schreiber, 8 Männer fast 6 Monate lang. Doch wurde möglichst korrekt geschrieben, da nach der Vorlage geschrieben wurde. Außerdem wurden sie noch einmal durchgegangen und gelesen und von der übergroßen Mühe und dem Korrigieren wurden meine Augen verdorben und fast blind. Die Schwäche meines Gesichtes kannst du aus den veränderten Zügen meiner Schrift erkennen. Jedoch hatte auch unsere Vorlage Fehler und die griechischen Nomina (propria ? [Braun]) darin waren meist verkehrt geschrieben. Die Gräzität des Schreibers gleicht der Unsrigen, das allein ausgenommen, daß jener die Umkehrung der Buchstaben seiner Schriften nicht verstand, wir aber erkannten, wie es sich damit verhalte. Er erkannte nicht Wechsel und Verwechslung der Buchstaben, indem er bald statt Káppa Xî, statt Xî Káppa und statt Anderer Anderes setzte. Wir aber sahen ein, wie es sich damit verhalte.

 [Es handelt sich um falsche Transkriptionen bzgl. der Links-Rechts-Schreibung orientalischer Schriften und falsche Auflösung mehrdeutiger Transkriptionen]

 Am Schluß jeden Buches steht: Geschrieben, kollationiert und festgesetzt nach dem Kodex des Eusebîs Pamphîlôs (sic) und des Origenes. So verhält es sich mit der Niederschrift der Hexapla. Sie unterscheidet sich aber unendlich von dem (Text), den wir festhalten. Ich glaube, daß der, welcher diese in unserer Hand (befindliche) Rezension übersetzte, nach dem des Theodotion, Aquila und Symmachus übersetzte. Denn meistens gleicht er jenen mehr als den LXX. Ich hatte geglaubt, daß die Hexapla eurer Heiligkeit bereits geschickt wurde. Da ihr aber so schriebt (daß dies nicht geschah), schrieben wir sogleich und auf der Stelle an den edlen Gabriel, daß er sein Versprechen an euch erfülle. Wenn er (sie) Euch jedoch nicht schicken will, möge er uns schreiben, daß wir sie von Neuem (ab)schreiben und Euch schicken. Soweit darüber.

 Wir erfuhren von glaubwürdigen Juden, die eben als Katechumenen im Christentum unterrichtet wurden, daß vor 10 Jahren in der Nähe von Jericho in einem Felsenhause Bücher gefunden wurden. Es heißt nämlich, daß der Hund eines jagenden Arabers einem Tiere folgend eine Höhle betrat und nicht zurückkam. Sein Herr folgte ihm und fand im Felsen ein Häuschen und darin viele Bücher. Der Jäger ging nach Jerusalem und teilte es den Juden mit. Sie kamen in Menge heraus und fanden die Bücher des alten (Testamentes) und andere in hebräischer Schrift. Und da der Erzähler ein Schriftkundiger und Schriftgelehrter war, fragte ich ihn um manche Stellen, die in unserem neuen Testamente als aus dem alten angeführt, aber dort nirgends erwähnt werden, weder bei uns Christen, noch bei den Juden. Er sagte: sie sind vorhanden und finden sich in den dort gefundenen Büchern. Da ich dieses von jenem Katechumenen gehört und auch die Andern ohne ihn gefragt und die gleiche Geschichte ohne Unterschied gefunden, schrieb ich darüber dem edlen Gabriel sowie dem ûbhâlemâran, Metropolit von Damaskus, sie möchten in jenen Büchern nachforschen und sehen, ob irgendwo in den Propheten sich die Stelle findet: «Er wird Nazaräer genannt werden (Mt 2,23)», oder: «Ein Auge hat nicht gesehen und ein Ohr nicht gehört (1 Kor 2,9; Jes 64,4)», oder «Verflucht ist jeder, der am Holze hängt (Gal 3,13; Dtn 21,23)», oder: «Er hat gewendet Israel die Grenze (?)» nach dem Worte des Herrn, das er sprach durch Jonas, den Propheten von Geth Opher und Andere dergleichen, die im neuen Testamente aus dem alten angeführt werden, die sich aber in dem (Text), den wir besitzen, durchaus nicht finden.

 Auch bat ich sie, wenn sie die folgenden Worte in jenen Büchern finden würden, sie mir in jedem Falle zu übersetzen. Es heißt nämlich im (Psalm): Erbarme dich meiner, o Gott, nach deiner Gnade «Sprenge über mich mit dem Ysop des Blutes deines Kreuzes und reinige mich». Dieses Wort findet sich nicht in der Septuaginta, noch bei diesen anderen (Übersetzern), noch beim Hebräer. Es sagte aber jener Hebräer zu mir: «Wir fanden in jenen Büchern mehr als 200 Psalmen Davids». Ich schrieb nun an jene darüber. Ich denke jedoch, daß diese Bücher niedergelegt wurden von dem Propheten Jeremias, oder von Baruch, oder von einem Andern aus denen, welche das Wort Gottes hörten und davon bewegt wurden. Als nämlich die Propheten in gättlichen Offenbarungen die Eroberung, Plünderung und Verbrennung, die über das Volk wegen seiner Sünden kommen sollten, erfuhren, da verbargen sie, fest überzeugt, daß keines der Worte Gottes zu Boden fällt, die Schriften in Felsen und Höhlen und versteckten sie, damit sie nicht im Feuer verbrennen, noch von den Plünderern geraubt werden sollten. Die sie aber verborgen, starben im Laufe von 70 Jahren oder früher und, als das Volk von Babel zurückkehrte, war niemand übrig von denen, welche die Bücher niedergelegt. Deshalb waren Esra und die Anderen gezwungen, zu suchen und fanden, was die Hebräer festhalten. Der bei den Hebräern (vorhandene Text) zerfällt in 3 Teile [gemeint Tora, Nebiim uketubim]. Aus dem einen übersetzten später die 70 Übersetzer jenem der Ruhmeskrone würdigen König Ptolemäus (den Pentateuch); aus dem Anderen übersetzten später jene Anderen (die übrigen Teile des Alten Testamentes); der dritte ist jener, der bei ihnen (unübersetzt) bewahrt ist. Wenn diese Stellen sich in den genannten Büchern finden, so ist klar, daß sie verläßlicher sind als die bei den Hebräern und bei uns (benützten). Jedoch auf mein Schreiben erhielt ich von ihnen darüber keine Antwort. Einen geeigneten Mann, den ich schicken könnte, habe ich aber nicht. Das ist in meinem Herzen wie Feuer, das in meinen Knochen brennt und glüht.

 ..."

§3 Berichte von muslimischen und karäischen Autoren

Weitere Nachrichten über Funde von Handschriften am Toten Meer überliefern vor allem muslimische Autoren in ihren Abhandlungen über die mannigfachen jüdischen und christlichen Sekten.

 (NB. Der Vorwurf, gespalten zu sein, ist einer der Hauptvorwürfe des Koran gegen die "Leute der Schrift", Juden und Christen. Diese Abhandlungen hatten also immanent apologetischen Charakter.)

 Kirkisani, ein Karäer, der sich auf den muslimischen Historiker Al-Warraq stützt, berichtet uns von einer jüdischen Sekte, deren Mitglieder "die Höhlenmenschen" genannt wurden, weil sie über Handschriften verfügten, die sie aus Höhlen geborgen hatten und für authentischer hielten als die tradierten Abschriften. (vgl. Kahle, The Age of the Scrolls, in: Vetus Testamentum 1 (1951) 38-48, 44, Ernst Bammel, Höhlenmenschen, in: ders., Judaica. Kleine Schriften I (WUNT 37), Tübingen 1986, 95-106.[Lit.])

Den letzten und in der Öffentlichkeit allein bekannten Funden dieses Jahrhunderts geht noch eine weitere Entdeckung voraus, die sich gerade zum hundertsten Male jährt und von den Handschriften vom Toten Meer völlig zu Unrecht in den Hintergrund gedrängt wurde:

§4 Die Genisa von Kairo.

In einer alten Rumpelkammer der Synagoge von Fustat (Alt-Kairo) wurden über Jahrhunderte hinweg die durch Fehler für die heilige Lesung unbrauchbar gewordenen Handschriften aufbewahrt, bevor sie nach jüdischem Brauch ehrenvoll begraben hätten werden sollen. Doch kam diese Rumpelkammer (Genisa) soweit in Vergessenheit, daß sie über diese lange Zeit hinweg ungeöffnet vor sich hin dämmerte. Erst europäische Abenteurer und Reisende stießen auf den Schatz, der schließlich nach vielen Mühen von Solomon Schechter, einem ungarisch-amerikanischen Rabbiner, gehoben wurde.

 Diese Genisa enthielt Texte vom 6. bis zum 10. Jht. und entbarg unter anderen (Targumim etc.) auch bisher völlig unbekannte Schriften wie die "Zadoqiden-Schrift", die von Schechter selbst veröffentlicht wurde und deren Alter nicht ganz geklärt werden konnte. Diese Schrift wurde nun aber in einer Höhle bei Qumran in einigen Handschriften wiedergefunden, so daß ihr außerordentliches Alter feststeht. Dasselbe traf auf ein Testimonium des Levi (TestLev) zu und auf die Handschriften des Buches Jesus Sirach in hebräisch, die erstmals infolge der Genisafunde publiziert werden konnten (Facsimile in der StaBi Passau) und deren Authentizität durch spätere Funde in Qumran und Masada, der Felsenfestung am Toten Meer, bestätigt wurden.

 So führen also textliche Bezüge von Texten vom Toten Meer aus der Zeit 2.Jhdt. BCE -1Jhdt. CE über Funde auf Masada (Rückzugsfestung der Zeloten im jüdisch-römischen Krieg) bis hin zu alten Handschriftenbeständen in einer ägyptischen Synagoge des 11. Jhdt.s. Wie ist das zu erklären? Eine der besten Hypothesen ist die Annahme, daß die Abschriften in Kairo auf Wiederentdeckung von versteckten Handschriften zurückgehen, wie sie oben beschrieben wurden.

 Wie der Zusammenhang der hebräischen Textüberlieferung mit solchen Textfunden im jüdischen Mainstream und bei den Karäern, einer jüdischen Sekte, die die mündliche Tora der Rabbinen ablehnte und nur die Schrift als Quelle göttlicher Weisung akzeptierte, gestaltet ist, darüber gibt es immer wieder Mutmaßungen.

 Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß sogar die besten Handschriften der hebräischen Bibel in der Bibliothek von St. Petersburg (Rußland), auf die Theologen aller Bekenntnisse als Quellen zurückgreifen, auf die Karäer zurückgehen. Weiteres bei P. Kahle (op. cit.).

§5 Die Handschriften vom Toten Meer

Die Handschriften-Funde dieses Jahrhunderts hatten eine bewegte Geschichte:

 Die erste Höhle von Qumran (1Q) wurde November oder Dezember 1946 von drei Beduinen des Stammes der Ta'amireh gefunden: Muhammed edh-Dhib, Jum'a Muhammed und Khalil Musa.

 [Ich stütze mich im folgenden auf Zdzislaw J. Kapera, Qumran Cave IV and MMT Special Report (Qumranica Mogilensia 1 Parts 2/3), Enigma Press: Kraków 1991 undJohn M. Allegro, Die Botschaft vom Toten Meer. Das Geheimnis der Schriftrollen, Hamburg 1957.]

Sie nahmen drei Manuskripte mit und zwei Gefäße. Am 28. Januar 1949 wurde die Höhle von Soldaten der Arbischen Legion unter Captain Akkash el-Zebn wiedergefunden und bereits von 15 Februar -5. März 1949 fand eine erste professionelle archäologische Grabung statt.

 Die Verantwortlichen, G. Lankaster Harding und Pater Roland de Vaux O.P. dachten zunächst an einen einmaligen Fund, während die einheimischen Beduinen ahnten, daß dieser Fund nicht der einzige gewesen sein mußte. Sie durchsuchten das gesamte Umfeld, in dem sie aus langer Erfahrung Höhlen wußten, und stießen bereits 1951 etwa 18 km entfernt von Qumran auf die Höhlen von Murabba'at mit Handschriften- und Keramikresten aus der anti-römischen Erhebung (132-135).

 Während die Verantwortlichen der staatlichen Altertumsbehörde Jan. bis März 1952 noch in Murabba'at die neuen Funde untersuchten, kam Ihnen der Fund einer weiteren Höhle in der Nähe von 1Q zu Ohren. Die schnell eingeleiteten Nachforschungen führten zu einer zweiten Höhle, die weniger als 100 Meter von 1Q entfernt lag und Spuren illegaler Grabungen aufwies. In einer Konferenz am 7. Järz 1952 in Jericho, an der Josef Sa'ad, Sekretär des Archäologischen Museums Palästinas, Pater Dominic Barthélemie von der École Biblique (katholisches Ausbildungszentrum für Bibelwissenschaft in Israel) und William L. Reed von ASOR teilnahmen.

 Um weiteren heimlichen und illegalen Grabungen zuvorzukommen, die immer auch eine Schädigung und Zerstörung von Funden bedeuteten, wurde eine sorgfältige Untersuchung des ganzen Qumran-Plateaus beschlossen, die bereits am 10. März mit dem Aufbau einer Zeltsiedlung für die archäologische Forschungsgruppe und der Anwerbung von 20 Beduinen für die Grabungsarbeiten einsetzte. Roland de Vaux, Dominic Barthélemy, Józef Tadeusz Milik und Henri de Contenson bildeten die Leitung dieser archäologischen Grabung. Nach Kapera (S. 8) wurden 275 (!) Höhlen durchwühlt, wovon 39 Reste von Wohn- und Haushaltsgegenständen enthielten. Das Team von Contenson entdeckte am 20. März in Höhle 3 von Qumran (3Q) die bis heute schwer einzuordnende Kupferrolle. Aufgrund der Hitze und fiebriger Anfälle mehrerer Beduinen mußte die Ausgrabung am 29. März beendet werden, wobei keiner der professionellen Ausgräber bezweifelte, daß nachforschende Beduinen weitere Funde machen würden.

 Im Juli und August 1952 wurden von Beduinen Handschriften aus dem 2. Jhdt. nach Christus angeboten, die, wie man später entdeckte, in den Bereich von Nahal (=Wadi) Hever gehörten. Bald dareuf kamen Texte aus der Byzantinischen und Arabischen Periode auf den Markt, die nach Khirbed Mird, einer Fundstätte einige Kilomenter westlich von Qumran lokalisiert werden konnten.

 September 1952 gab eine weitere Höhle von Qumran ihre Geheimnisse preis. Ein alter graubärtiger angesehener Beduine erzählte [so teilt Kapera,9 nach Milik,16-17 mit] den wachsam lauschenden jungen Leuten seines Stammes aus seinen Erinnerungen. Er sei als junger Jäger einem verwundeten Tier gefolgt, das ganz plötzlich seinem Blickfeld entschwand. Er fand sein Opfer in einer Höhle eingebrochen, und nahm von dort auch eine alte Terracotta-Lampe und "potsherds" mit. Die jungen Stammesmitglieder nahmen nach guter orientalischer Tradition die Anweisungen des weisen alten Mannes ernst und suchten nach seinen Angaben jene Höhle, die sie auch tatsächlich fanden. Nachdem sie einige Kubikmeter Schutt beiseite geräumt hatten, fanden sie tausende von Handschriftenfragmenten. Die Beduinenteams (nach de Vaux ca. 100) steckten in der Höhle claims ab und räumten die Höhle aus, um auch diese Funde gewinnbringend zu verwerten.

 ****

 Besondere Bedeutung für die kommerzielle Seite der Funde von Handschriften hatte der syrische Christ Khalil Iskander Schahin, meist unter dem Pseudonym "Kando" bekannt, der in Bethlehem einen Gemischtwarenladen ("Antiquariat") und ein Schuhgeschäft betrieb [Allegro, 9]. Als die Ta'amireh, die seine Kunden waren, ihm die Pergamentrollen von 1Q anboten, zeigte er wenig Interesse, meinte aber, sie evtl. als Flickzeug für seine Schuhe verwenden zu können. (!) Um sich Rat über die ungewöhnlichen Schriftrollen einholen zu können, ging er zu den gelehrten Repräsentanten seiner Kirche nach Jerusalem ins syrische Sankt-Markus-Kloster. Der Metropolit lies die Handschriften von Gelehrten in Jeruslem untersuchen, unter anderen von E.L. Sukenik, der als erster das außergewöhnliche Alter und den Wert der Handschriften erkannte. Er ging daher trotz großer Gefahr, der Krieg zwischen Juden und Arabern in Palästina war nach dem Rückzug der Britischen Mandatsverwaltung voll aufgeflammt, nach Bethlehem zu Kando und konnte ihm drei weitere Rollen abkaufen.

 Kando selbst bekam es mit der Angst vor den Behörden zu tun und vergrub die restlichen Fragmente in seinem Garten, wo sie jedoch zu einem klebrigen Leim verschmolzen. (Allegro, 11)

 Der syrische Metropolit brachte in der Zwischenzeit über Dr. John C. Trever von der ASOR in Erfahrung, daß es sich bei einer der zur Verfügung gestellten Handschriften um eine alte Handschrift des Buches Jesaja handelte. Trever war es auch, der ihm den Rat gab, die Rollen vor der schwierigen Situation im kriegsversehrten Palästina nach Amerika in Sicherheit zu bringen, obwohl das natürlich illegal war.

 [Wird fortgeführt.]
 
Bibelwissenschaft Bibelausgaben im Internet Textausgaben im Internet Institut AT Linz
6.3.1995, Version 2.01 vom 7.10.1995, Version 3.01 vom 8.10.1997

 qumran.htm