I S R A E L und J O R D A N I E N


Reise der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz unter der Leitung von Prof. Dr. Franz Hubmann von 14.-28.2.1998

Michael Zugmann © Copyright, Kodierung Franz Böhmisch


Reiseprogramm:

l. Tag, Samstag 14.2.1998
Flug mit Linienmaschine der Austrian Airlines von Wien nach Amman. Hotelbezug in Amman für vier Nächte. Besuch der Altstadt von Amman (Forum und Theater).
2. Tag, Sonntag 15.2.1998
Fahrt nach Madaba: Besichtigung St. Georgskloster; Mosaik-Museum; Mosaikschule (berühmte Mosaikkarte des Heiligen Landes, die zur Verifizierung biblischer Ortsnamen von Bedeutung ist) weiter nach Syagah und nach Chirbet El-Muhajit, der ehemaligen Stadt Nebo. Panoramablick vom Berg Nebo über Jordansenke und judäische Wüste in das "Gelobte Land". Weiter zu den warmen Quellen von Zarka Ma'in. Wanderung zur ehemaligen Herodesfestung Machärus (Johannes der Täufer). Rückkehr nach Amman.
3. Tag, Montag 16.2.1998
Amman: Abdullah-Moschee, Besuch der Zitadelle, Nationalmuseum. Fahrt zu den Wüstenschlössern: über Sahab nach Qasr Kharaneh (Karawanserei), Qasr el-Amra (Jagdschloß mit frühislamischen Wandmalereien!), Qasr el-Azraq (römische Grenzfestung und zeitweiliger Stützpunkt "Lawrence von Arabiens"),über Qasr al-Hallabat zurück nach Amman.
4. Tag Dienstag 17.2.1998
Fahrt in den Norden des Landes: Jerash (=Gerasa); hellenistischrömische Stadt der Dekapolis; zwei Theater, Forum, Kolonnaden, Tempel, Kirchen. Weiterfahrt nach Umm Qeis (=Gadara): Grabanlage, Thermen, Blick auf Yarmuk und See Gennesaret) und in das Jordantal: Pella (Zuflucht der Jerusalemer Urgemeinde im Jahre 70 n.Chr., hellenistische Stadt). Weiter nach Tell Deir'Alla dem Fundort der berühmten Bileam-Inschrift. Rückkehr nach Amman.
5. Tag, Mittwoch 18.2.1998
Fahrt von Amman nach Petra: zunächst nach Umm er-Rassas (Städtevignetten in der Kirche des hl. Stephanos) und auf der alten "Königsstraße" über Dhiban (Fundort der Mescha-Stele) und das mächtige Wadi Mujib nach Kerak (mächtigste Kreuzfahrerburg im Ostjordanland). Weiterfahrt auf der Königsstraße über Tafila zur Kreuzfahrerburg Shobak (Besichtigung, falls möglich) hinein in das Wadi Musa. Quartierbezug für zwei Nächte.
6. Tag, Donnerstag 19.2.1998
Ganztägiger Besuch von Petra (in einem nur durch eine enqe Schlucht zugänglichen Talkessel gelegene Hauptstadt und Handelsmetropole der Nabatäer mit in den Fels gehauenen Gebäuden): Gang durch die Schlucht des Siq in die Felsenstadt. Besichtigung des sog. Schatzhauses des Pharao (Chaznet Fira'un) und über den "Hohen Opferplatz" zum "Tempel der Tochter des Pharao" (Qasr Bint Fira'un) mit Besuch des Museums. Nach der Mittagsrast Wanderung nach Ed-Deir und anschließend zum Löwentempel, weiter über den Cardo zu den großen Felsengräbern. Anschließend Besichtigung des Theaters und Gang zurück zum Ausgangspunkt.
7. Tag, Freitag 20.2.1998
Fahrt von Petra nach Aqaba: Ras En Naqb (Aussichtspunkt mit Blick in die Arava und in das Wadi Ram) - Abstecher in das landschaftlich sehr reizvolle Wadi Ram (alter Handelsweg nach Arabien, nabatäischer Tempel; Beduinenstamm der Howeidat; im Wadi Ram wurden die Dreharbeiten für den Film "Lawrence von Arabien" gemacht). Nach der Jeepfahrt durch die Wüste Fahrt nach Aqaba (Hafenstadt am Roten Meer). Hotelbezug für eine Nacht.
8. Tag, Samstag 21.2.1998
Grenzübertritt nach Israel beim Grenzübergang Arava. Fahrt zu den ehemaligen Kupferminen König Salomos bei Timna: Rundfahrt durch den Naturpark und Besuch des Hathortempels. Weiter durch den Negev und den großen Krater (Maktesh Ramon) zur nabatäischbyzantinischen Stadt Avdat: Rundgang zu den schönen byzantinischen Kirchen. Weiter nach Beersheva und Hotelbezug für eine Nacht.
9. Tag, Sonntag 22.2.1998
Besuch am Tell Beersheva mit den neueren Ausgrabungen und dem Wassersystem. Durch die Küstenebene fahren wir nach Maresha/Guvrin mit den ausgemalten Gräbern und Wohnhöhlen. Weiter in die ehemalige Philisterstadt Ekron und nach Abu Gosh mit seiner schönen Kreuzfahrerkirche. Auffahrt nach Jerusalem und Hotelbezug für drei Nächte.
10. Tag, Montag 23.2.1998
Evtl. Besuch der Westmauer (Bar Mizwa) und des Tempelplatzes. Anschließend Zeit zur freien Verfügung in Jerusalem, Gottesdienst bei den Rosary-Sisters.
11. Tag, Dienstag 24.2.1998
Fahrt auf den Ölberg: Panorama Jerusalems im Morgenlicht und Besichtigunq der Himmelfahrtsmoschee, der Vater-Unser-Kirche und des Kirchleins Dominus Flevit. Gang zum Fuß des Ölbergs: Getsemani, Kirche der Nationen, griechisch-orthodoxes Mariengrab. Durch das Kidrontal gehen wir zum Ofel und besichtigen den berühmten Warrenschacht. Gang zum Betesdateich, nach St. Anna, einer der schönsten Kreuzfahrerkirchen. Weiter über die "Via Dolorosa" zur Grabes- und Auferstehungskirche. Besichtigung des Stadtgeschichtemuseums in der Zitadelle und des Christlichen Zion (Davidsgrab; Abendmahlsaal) sowie der Dormitio-Abtei.
12. Tag Mittwoch 25.2. 1998
Fahrt von Jerusalem durch die Wüste Juda nach Jericho (Besichtigung des Tells). Weiter zum Johannes-Kloster (Taufstell) und durch den Jordangraben nach Bet Schean, der ehemaligen Hauptstadt der Dekapolis. Fahrt zum Synagogenmosaik von Bet Alpha. Weiter über die Kreuzfahrerburg Belvoir zum See Gennesaret (Kinneret): Quartierbezug für drei Nächte.
13. Tag Donnerstag 26.2.1998
Seeumrundung: Fahrt zu den Schwefelquellen von Hammat Tiberias (Synagogenmosaik). Weiter über Tiberias in die Ebene von Magdala und zum Kibbuz Nof Ginosar: Besichtigung des "Jesusbootes" Weiter auf den Berg der Seligpreisungen (Gedächtnis der Bergpredigt. Kleine Wanderung hinunter nach Tabgha (Gedächtnis der Brotvermehrung) und Gottesdienst in Dalmanuta direkt am See. Weiter nach Kafarnaum, der Stadt Jesu: Rundgang durch die Ausgrabungen mit Petrusmemorial und Synagoge aus dem 4.Jh. Anschließend Fahrt zu den Basaltruinen von Chorazin und weiter nach Quazrin: Besichtigung des talmudischen Dorfes. Rückkehr zum Quartier (Unterwegs Halt bei den Ausgrabungen von Kursi).
14. Tag Freitag 27.2.1998
Fahrt nach Nazaret: Panorama der Unterstadt, Besuch der Gedächtnisstätten (Gabrielskirche mit Brunnenkapelle, Verkündigungskirche). Weiter nach Zippori (Sepphoris) der Hauptstadt Galiläas zur Zeit Jesu (Besichtigung der neuen Mosaiken). Weiter nach Akko: Besichtigung der Bollwerke, des alten Hafens, der Weißen Moschee und der Kreuzfahrerhallen. Rückkehr zum Hotel.
15. Tag Samstag 28.2.1998
Fahrt nach Megiddo, dem "20 Städte hohen Ruinenhügel" der bedeutenden Festung an einer Hauptstraße der antiken Welt. Anschließend Fahrt durch die Scharonebene nach Cäsarea am Meer, der Stadt des Herodes, der römischen Statthalter, der Byzantiner und Kreuzfahrer. Falls zeitlich noch möglich Besuch von Jafo, dem Joppe der Apostelgeschichte. Rundgang durch die Altstadt: Anschließend Transfer zum Flughafen von Tel Aviv und Rückflug mit Linienmaschine der Austrian Airlines nach Wien-Schwechat.


Im Einzelnen

1.Tag: Samstag, 14.2.1998

Um 5 Uhr früh ging´s heute bereits los: Mit einem Bus der Firma Pernsteiner fuhren wir zum Flughafen Wien-Schwechat, wo wir bereits um 7.45 Uhr einchecken konnten und dann etwa zwei Stunden „Pause" bis zum Boarding hatten.

Mit kleiner Verspätung (wegen Tanken und Verspätung einer Gruppe) erfolgte um 10.30 Uhr der Abflug der Linienmaschine der Austrian Airlines nach Amman.

Aus luftiger Höhe bot sich eine gute Sicht unter anderem auf den Neusiedler See, auf die verschneiten Karpaten (Rumänien), auf das Schwarze Meer und auf Istanbul. Über Syrien und Jordanien war starke Bewölkung, dennoch landeten wir pünktlich um 15 Uhr.

Vor dem Queen-Alia-Airport holte uns „unser" Bus ab, und brachte uns nach Amman. Durch weitläufige Neubauvierteln, vorbei an verschiedenen Botschaften und am Vergnügungspark Ammans mit einer Seilbahn (!) erreichten wir das Region Hotel um halb fünf, und hatten bis zum Abendessen (um 19 Uhr) Möglichkeit, uns zu „akklimatisieren".

Den weiteren Abend verbrachte ein Großteil der Gruppe mit Kartenspielen im Hotelfoyer, da die Umgebung des Hotels kaum Gelegenheit zum Spazierengehen oder Lokalbesuch bot.

2.Tag: Sonntag, 15.2.1998

Kurz nach acht begann heute unser „Programm": Unser Reiseleiter Abdallah Yousef stellte sich und den Busfahrer Ali vor. Prof.Reisinger trug das Gebet eines persischen Weisen vor.

Auf unserer Fahrt zum Wüstenschloß Qasr el-Kharaneh erzählte Abdallah über das Bevölkerungs-wachstum Ammans (vor allem durch Flüchtlingswellen 1967 und 1991), über die Hejaz-Bahn (von Damaskus nach Medina), deren Trasse wir querten, und, als wir am Zentralfriedhof von Amman vorbeikamen, über die Bestattungs- und Trauerriten im Islam (am Grabstein 1.Sure aus dem Koran, Bestattung mit dem Gesicht in Richtung Mekka, Frauen nehmen am Begräbnis nicht teil).

Die breite Straße (sie dient notfalls als Landebahn für Flugzeuge) führte dann durch Gebiete der Beduinen, die mit Ziegen- und Schafherden umherziehen (teils bis Amman!), aber teils auch Felder bestellen. Ihre großen, schwarzen Zelte sind meist aus Ziegenhaaren gewebt.

In Kharaneh angelangt, stellte sich die Frage, wieso die Omayyaden hier in die Wüste Schlösser bauten (bis vor wenigen Jahren führte hierher keine Straße!).

Die Schlösser waren Jagdschlösser und dienten in Nachfolge von Festungen aus römischer und nabatäischer Zeit der Kontrolle und Sicherung von Handelswegen (später wurde Kharaneh Karawanserei, im Hof ist eine Wasserquelle); außerdem sollten wahrscheinlich die Omayyaden-söhne bei den Beduinen Hocharabisch lernen (!). Kharaneh ist im omayyadischen Stil und dürfte einer Inschrift zufolge vor 711 erbaut worden sein.

Auf der Weiterfahrt zum nächsten Wüstenschloß, Amra, berichtete Abdallah von den Problem Ammans mit der Wasserversorgung: Dort gibt es nur jeden zweiten Tag Leitungswasser, eine Wasser-Pipeline führt von der Oase Azraq nach Amman.

Amra ist ein Badeschloß der Omayyaden mit einem ausgeklügelten Wasserversorgungssystem, das allerdings heute nicht mehr funktionieren würde, da kein (Grund-)Wasser mehr vorhanden ist. Wir besichtigten Brunnenhaus, Audienzhalle und die Räumlichkeiten der Bäder mit reichen Malereien und freigelegten Hypokausten.

Und weiter ging´s, vorbei an Salzseen mit Salzabbau, zur Oase von Azraq (im Bus erzählte Abdallah die Geschichte von Fata Morgana, dem Liebhaber der Morgana).

Azraq war bereits zur Römerzeit eine Festung an der via militaris und erfuhr mehrere Umbauten.

Durch ein Tor mit mächtigen steinernen Türflügeln betraten wir die Festung Azraq. Hier besichtigten wir einen Raum, in dem sich Lawrence von Arabien aufgehalten haben soll, Kirche (oder Moschee), Pferdestallungen und ein weiteres Tor mit steinernen Türflügeln.

Dann traten wir die Rückfahrt nach Amman an (über 80 km; Abdallah erzählte ein von ihm selbst übersetztes Märchen über die Sprache der Augen), wo wir um ca. 14 Uhr im Reem Albawady Restaurant (im Stil eines Wüstenschlosses) zu Mittag aßen.

Amman erstreckt sich heute auf einer Fläche von etwa 40 mal 40 Kilometer, auf 20 Hügeln (Seehöhe 750-1050 Meter), rund ein Drittel aller Jordanier leben hier.

Am Nachmittag beschäftigten wir uns mit der Vergangenheit dieser Stadt. Vom Zitadellenhügel bietet sich ein Ausblick auf römisches Theater und Odeon. Im Archäologischen Museum sind ohne große „Museumsdidaktik" unter anderem Schriftrollen aus Qumran, eine Kopie der Meschastele usw. ausgestellt. Am Zitadellenhügel besichtigten wir noch Reste einer byzantinischen Kirche, eine Zisterne, Qasr (die Kuppel wird mit spanischer Hilfe rekonstruiert) und die Nordterrasse.

Gegen halb sechs lauschten wir den zahlreichen Muezzins, die „live" via Mikrofon zum Gebet rufen (fünfmal täglich; etwa die Hälfte der Jordanier praktizieren die täglichen Gebete; in Amman gibt es 524 Moscheen!).

Nach einem kurzen Spaziergang im Stadtzentrum Ammans (Einkaufsstraßen) beim römischen Theater, am Fuß des Zitadellenhügels, fuhren wir mit dem Bus vorbei am Königspalast zum Region Hotel.

3.Tag: Montag, 16.2.1998

Auch heute war kurz nach acht Uhr Abfahrt von unserem Hotel. Auf dem Weg zum Berg Nebo resümierte Abdallah die Geschichte Jordaniens.

Grüne Felder, Weingärten, Olivenhaine und blühende Mandel- und Marillenbäume...

Am Berg Nebo, von dem aus Mose ins Gelobte Land geblickt haben soll, schauten wir in der byzantinischen Kirche ein Mosaik von 531 n.Chr. (es zeigt Jäger, Lebensbäume; Verkäufer von Pfau, Esel und Kamel), ein Taufbecken und andere Mosaiken an. Moderne Glasfenster zeigen Szenen mit Mose. Vor der Kirche, wo ein Kreuz mit einer Kupferschlange steht, bietet sich ein Ausblick aufs Tote Meer, aufs Jordantal und auf Jericho; Jerusalem konnten wir nur erahnen. Prof. Hubmann las eine muslimische Legende über das Mose-Grab (wie Engel den Mose überlisteten) vor.

Ein kurzer Abstecher (mit Stop bei einem Souvenirladen) führte uns zu den Überresten der frühbyzantinischen Lot- und Prokopkirche, deren Mosaiken die verschiedenen Stadien der Weingewinnung zum Hauptthema haben.

Nach kurzer Busfahrt (Abdallah sprach über die Schulpflicht in Jordanien, und daß mehr als die Hälfte der Jordanier unter 18 Jahre alt sind) kamen wir nach Madaba, wo wir als erstes die St.Georgskirche mit der berühmten Mosaik-Landkarte des Heiligen Landes besichtigten.

Im „Archäologie-Park" in der Nähe sahen wir weitere Mosaiken, vor allem der Kirche der hl.Jungfrau. In der Nachbarschaft des Archäologie-Parks befindet sich die Mosaikenschule, ein italienisch-jordanisches Gemeinschaftsprojekt (enge Zusammenarbeit mit der Mosaikenschule in Ravenna), wo laut kurzer (englischer) Darlegungen einer Mitarbeiterin heute 25 Personen in drei Jahrgängen die Erhaltung alter und die Erstellung neuer Mosaiken lernen (neben dem Studium der Archäologie, Kunstgeschichte oder Architektur).

Weitere Mosaiken betrachteten wir noch im Mosaikenmuseum und schließlich in der Apostel-kirche (vor allem das Thalassa-Medaillon und unzählige Vögel).

Nach der Mittagspause (ein Teil der Gruppe im Madaba Rest House) referierten Prof. Niemand und Christian Hein auf der Busfahrt nach Machärus (Meqawer) über diese Herodes-Festung, wo laut Josephus Flavius Johannes der Täufer hingerichtet worden sein soll. Die Version des Markus-Evangeliums (Mk 6; Lokalisierung in Tiberias) hörten wir dann auf der Festung selber, von der unter anderem noch Empfangsräume und Zisterne zu erkennen sind. Von Machärus bietet sich ein Ausblick aufs Tote Meer, man konnte auch Qumran am gegenüberliegenden Westufer erahnen.

Wieder lag eine Etappe im Bus vor uns, und Abdallah sprach über das Privatleben König Husseins (Königin Nur ist die vierte Ehefrau, elf Kinder und ein Adoptivkind) und über die Religionen in Jordanien (80 % sunnitische Moslems, kaum Schiiten, wenige Christen).

Durch den Ort Dhibah, in dessen Nähe auf einem Hügel die berühmte Mescha-Stele gefunden wurde, ging die Fahrt weiter in das Wadi-el-Mujib, das biblische Arnontal (ca. 40 km lang, bis 5 km breit), und schließlich nach Umm-Er-Rasas, wo in der byzantinischen Stephanskirche noch die Besichtigung eines Mosaiks ins Haus stand. Bei Sonnenuntergang wurden kurz noch die umliegenden Ausgrabungen in Augenschein genommen. In einiger Entfernung sieht man einen Turm, wo ein Säulenheiliger gewohnt haben könnte.

Auf der „Wüstenautobahn" kehrten wir nach Amman zurück.

4.Tag: Dienstag, 17.2.1998

Wegen des bevorstehenden dichten Programms starteten wir heute schon um 7.30 Uhr.

Prof.Hubmann las einige Texte von Epiktet (1.Jh.n.Chr.) vor. Abdallah stellte einige statistische Daten von Jordanien dar und sprach über die 20 Universitäten Jordaniens, über die Studierenden und Studiengeld sowie über soziale Schichten in Jordanien (5 % Reiche, 20 % Wohlhabende, 25 % Mittelschicht - verschwindet relativ schnell, 50 % Arme - 20 % unter der Armutsgrenze).

Nach einem kurzen Fotostop - Blick aufs Jordantal - gab´s ein „Olympiastudio" mit Kurz-berichten aus Nagano (mit Christine Schierz und mir).

Bald erreichten wir den „sea level" und dann das Jordantal. Hier ist es 8-10 Grad wärmer als in Amman, und so gibt es einige „Winterkurorte". Vorbei am Jabbok-Fluß (Nahr ez-Zarqa) kamen wir nach Deir Alla, wo wir den Tell mit den wenig eindrucksvollen Ausgrabungen besichtigten. Johannes Schiller referierte über die Bileam-Inschrift, die hier gefunden wurde.

Wieder im Bus folgte ein Kurzreferat Margarethe Wimmers über die Dekapolis, Herodes d.Gr. und Gadara sowie weitere Ausführungen Prof.Niemands; Abdallah schilderte einiges zum jorda-nischen Schulsystem (neun Jahre Schulpflicht, oft Schuluniformen, Schulgeld, UNESCO unter-stützt einige Beduinenschulen), zu Parteien und Gewerkschaften und zum jordanischen Parlament (80 Volksvertreter und 40 weitere Abgeordnete).

In Pella hielt ich ein Kurzreferat über die Flucht der Jerusalemer Urgemeinde. Anschließend besichtigten wir die Basilika im Tal und die umliegenden Ausgrabungen (das Theater ist nicht mehr recht imposant).

Wir setzten dann die Tagesreise Richtung Gadara (Umm Qais) fort. Abdallah erzählte von den Erfahrungen seiner Familie mit Israel: Visa für Verwandtenbesuche in Israel (Abdallahs Familie stammt aus dem Raum Haifa und mußte 1948 und 1967 fliehen) werden oft abgelehnt, deshalb empfinden viele Jordanier den Friedensvertrag mit Israel im Alltag als nutzlos. Für uns Theologen interessant auch Abdallahs Interpretation der Landverheißung an Abraham: Sie gilt auch den Arabern - auch sie sind Abrahams-(Ismaels-)Kinder.

Die Grenze zu den „Vettern" der Jordanier (Zitat Abdallah), zu Israel ist mit zahlreichen Wachposten gesäumt. Wir fuhren im Yarmuktal (gegenüber den Golanhöhen), wo zerstörte Eisenbahnbrücken (früher verlief hier eine Verbindungsbahn zwoschen Hejaz-Bahn und Mittel-meerküste) und Wasserbecken für Fisch- und Krokodilzucht (sic!) zu sehen sind.

Über einige Serpentinen führt die Straße nach Gadara (Umm Qais) hinauf. Im Eingangsbereich der Ausgrabungen der antiken Stadt sahen wir eine Tyche-Statue und Mosaiken, von einem Aussichtspunkt genossen wir das Panorama mit See Gennesaret (Tiberias), Golanhöhen, Yarmuktal und Berg Tabor. In einer Freizeit erkundeten wir dann das Ausgrabungsareal der antiken Stadt (Cardo und Decumanus, Theater, Basilika...).

Via Irbid, die zweitgrößte Stadt Jordaniens, fuhren wir dann nach Gerasa (Jerash). Auf der Strecke hörten wir ein Märchen „Der Wunderkasten", wir hielten kurz am Oberlauf des Jabbok (Nahr ez-Zarqa; Schaumkronen zeigen überdeutlich die Verschmutzung durch chemische Industrie an), wo Prof.Reisinger Gen 32,23-33 vorlas, und machten Mittagsrast beim bzw. im „Green Valley Restaurant".

Um ca. halb vier Uhr kamen wir in Gerasa (Jerash) an, sicherlich einem Höhepunkt des heutigen Tages. Der Bus hielt direkt vorm Hadrianstor, und von hier begannen wir unseren Rundgang: Entlang dem Hippodrom und durch das Südtor zum Temenos des Zeustempels (Pferde-stallungen), dann über das ovale Forum zum hervorragend erhaltenen Südtheater (Gesang!). Dann besichtigten wir den Drei-Kirchen-Komplex aus byzantinischer Zeit mit Mosaiken (Georgs-, Johannes- und Kosmas-Damian-Kirche), den Artemis-Tempel mit seinen wankenden Säulen (Abdallah hat das mit einem in einen Säulenspalt gesteckten Taschenmesser verdeutlicht), Treppenanlagen und Propyläenhof, den Cardo mit dem Nymphäum und die Kreuzung von Cardo und Decumanus. Auf der Rückfahrt nach Amman machte uns Abdallah noch auf Al Baq´a - ein Flüchtlingslager für mehr als 100.000 Palästinenser, aufmerksam.

5.Tag: Mittwoch, 18.2.1998

Um acht Uhr verließen wir das Region Hotel und fuhren von Amman zum Toten Meer. Auf der Fahrt las Abdallah einiges aus Khalil Gibrans „Der Prophet" vor und erzählte über jordanische Hochzeitsbräuche. Christine Schierz, Helmut Außerwöger und ich gestalteten wieder ein kurzes „Olympiastudio". Abdallah machte dann auf Dolmengräber und Menhire aufmerksam, von denen es in Jordanien über 20.000 gibt. Wir fuhren Richtung King-Hussein-Bridge, lange Zeit der einzige Grenzübergang zu Israel. Bald waren wir dann am Toten Meer, wo einige neue Hotels entstehen (Kuren gegen Hautkrankheiten). Bei heißen Quellen war eine Dreiviertelstunde Aufenthalt, und viele von uns nützten die Gelegenheit zum Schwimmen im Toten Meer.

Auch Herodes d.Gr. soll am Toten Meer gekurt haben, letztlich mit wenig Erfolg, berichtete im Bus Prof. Niemand, Josephus Flavius zitierend. Ein kurzer Fotostop war dann bei der Mündung des Wadi Mujib (Arnontal) in das Tote Meer. Während der Weiterfahrt dem Toten Meer entlang referierten Markus Schürz, Josef Putz und Stefan Weißenberger in Vorbereitung der Besichti-gung der Kreuzfahrerburg Kerak über die Kreuzzüge aus Sicht muslimischer Chronisten des 12.Jh., vor allem über Raynald von Chatillon, gegen den Saladin kämpfte.

Kerak, 1300 Meter höher als das Tote Meer gelegen, wird schon im Alten Testament erwähnt: König Mescha soll seinen erstgeborenen Sohn vor den Augen der Israeliten auf der Stadtmauer geopfert haben, worauf die Israeliten abzogen (2 Kön 3,25ff).

Unsere Besichtigung konzentrierte sich auf die mächtige Kreuzfahrerburg: Stallungen, Küchen, Gebäude teils mit sieben Stockwerken, Museum mit archäologischen Funden. Abdallah, Markus Schürz und Josef Putz gaben noch einige Anekdoten aus der Kreuzfahrerzeit wieder, Helmut Außerwöger trug das Gedicht „Der Ring des Polykrates" gekonnt vor.

Nach der Mittagspause (ein Teil der Gruppe im Kerak Resthouse) setzten wir die Fahrt Richtung Schobeq fort; die Route folgte teils der Königsstraße (Weihrauchstraße, seit 110 n.Chr. via nova Traiana). Josef Putz und Markus Schürz hielten den zweiten Teil ihres Referates über die Kreuzfahrer mit Berichten muslimischer Chronisten über die Entscheidungsschlacht bei den Hörnern von Hattin und bei Akko.

Auf der Weiterfahrt waren noch zwei kurze Aufenthalte im Wadi-el-Hesa (Blick auf einen vulkanischen Berg) und beim Naturschutzgebiet Dana (Panorama über ein Wadi). Am späteren Nachmittag besichtigten wir dann noch die Kreuzfahrerburg Schobeq auf dem sogenannten Königsberg, etwa 3 km von der Königsstraße entfernt.

Am Abend kamen wir im Wadi Musa im ziemlich neuerbauten Mövenpick-Hotel an.

6.Tag: Donnerstag, 19.2.1998

Heute war den ganzen Tag Zeit zur Besichtigung von Petra, der alten Hauptstadt der Nabatäer. Der Eingang liegt gegenüber dem Mövenpick-Hotel, nur etwa 100 Meter entfernt. Mit Pferden ritten wir dann bis zum Sik-Eingang.

Durch den Sik, wo uns Abdallah einige kleine Heiligtümer (Votivnischen) und die Wasserleitung zeigte, gelangten wir zum Khazne Firaun (Schatzhaus des Pharao; el-Jarra). Wir betrachteten eingehend die Fassade und gingen auch kurz in das Vestibül. Den äußeren Sik mit zahlreichen Gräbern und die Theaternekropole besichtigten wir relativ rasch. Dann stiegen wir über einem Treppenweg hinauf zum Großen Opferplatz am Gipfel des Zibb Atuf. Dort erläuterte Abdallah das Panorama: Aarongrab, Stadt entlang des Cardo Maximus, Wadi Musa usw. Nach einem kurzen „Olympiastudio" und einer Pause gingen wir vorbei am Löwenrelief hinunter in die Farasa-Schlucht, zum Gartentempel, zum Bunten Saal und weiteren Grabmälern. Einige aus der Gruppe wagten einen Kamelritt durchs Wadi el-Farasa zum Qasr el Bint Firaun (Haupttempel), in dessen Nähe wir unsere Mittagspause hielten (mit Lunch-Paketen).

Am Nachmittag waren verschiedene „Teilgruppen" unterwegs. Mit Carmen Nöbauer erkundete ich ed-Deir und seine Umgebung - für einen Teil des Anmarsches hatten wir zwei „Eseltaxis" gemietet. Von Ed-Deir marschierten wir wieder die Treppen hinab, dann über den Cardo, vorbei am Theater, durch Äußeren Sik und Sik wieder zurück in den Ort Wadi Musa (Einkauf) und zum Mövenpick-Hotel.

7.Tag: Freitag, 20.2.1998

Um halb neun verließen wir das Mövenpick-Hotel und Wadi Musa, das noch vor 15 Jahren ein kleiner Ort gewesen war, weil auch lange Zeit Hotelneubauten untersagt waren.

Bald erreichten wir die Mosequellen (Ain Musa), wo Mose, der auch im Islam verehrt wird, Wasser aus dem Stein geschlagen haben soll - eine Moschee mit drei Kuppeln erinnert an die religiöse Bedeutung der Quelle, die als „Jungbrunnen" gilt.

Während der Busfahrt las Prof.Niemand Psalm 103 vor, ich gestaltete ein kurzes Olympiastudio; Abdallah berichtete, daß hier in der Umgebung 1992 vier Meter Schnee gefallen waren, dann hielt Johannes Schiller ein kurzes Referat zur Frühgeschichte Jordaniens.

Wir waren dann auf der Wüstenautobahn und deren Fortsetzung (ca. 350 km zwischen Amman und Aqaba) unterwegs, hörten zuerst das Märchen von „Sonnenhengst und Mondstute" und dann wieder einige Informationen von Abdallah über die Nomaden Jordaniens (2 % der Bevöl-kerung, ein Teil davon Beduinen, Sitten und Bräuche).

Dann ging die Fahrt ins Wadi Ram („Tal des Sands" oder „Tal des Mondes"); dessen Bodenschätze sind Grundwasser in großen Mengen (das von Jordanien und Suadi-Arabien ausgenützt wird) und Phosphat (das per Bahn nach Aqaba gebracht wird).

Im Wadi Ram ist der Beduinenstamm der Howeidat anzutreffen. Oberhaupt ist ein Scheich, wichtig sind die Sippen und die Familien, in denen ein Mann mit drei bis vier Frauen lebt. Die Gastfreundschaft wird hochgehalten - für besonders geschätzte Gäste wird auch ein Lamm geschlachtet (diese Gäste heißen dann deshalb „Fleischgäste").

Nach einem Rundgang durch eine Beduinensiedlung mit Obstgarten fuhr unsere Gruppe mit sechs Jeeps in die Wüste im Wadi Ram (Felsinschriften, Kamele, Abdallah schminkte Wangen mit rotem Sandstein, Empfang mit Tee in einem Beduinenzelt). Nach der Jeeprundfahrt ging´s ein kleines Stück mit dem Bus zu einem Platz in der Wüste, wo wir ein Mittagspicknick hatten und anschließend zu einer Sanddüne gingen.

Danach lag die letzte Etappe nach Aqaba vor uns. Aqaba ist der einzige Hafen Jordaniens, durch einen Gebietstausch mit Saudi-Arabien ist der Küstenstreifen heute 25 km statt früher 5 km lang. Die Nachbarstadt Eilat ist erst seit 1949 israelisch, sie ist bedeutend größer, vor dem Friedens- schluß mit Jordanien gingen Telefonate und Poststücke zwischen Eilat und Aqaba über Europa oder Zypern, Reisende mußten über Jerusalem fahren, heute jedoch gibt es Flughafen und Grenzübergang zu Israel.

Da wir relativ früh im Hotel „Aqaba" (wir wohnten in Bungalows) ankamen, war noch Zeit zum Schwimmen im Roten Meer (Golf von Aqaba) und - nicht zu vergessen - auch zum Sandburgen-bauen am Strand; dabei wurden die Eindrücke von den Kreuzfahrerburgen, von Mosaiken usw. „umgesetzt"...

Nach dem Abendessen im Hotel fand eine Bauchtanz-Vorführung statt, die jedoch bei unserer Gruppe weniger Anklang fand - wir zogen Spaziergänge ins Stadtzentrum Aqabas vor (Ausgrabungen der alten Festung bzw. der mittelalterlichen Siedlung Ela rechts liegen lassend).

8.Tag: Samstag, 21.2.1998

Heute hieß es Abschied nehmen von Abdallah, Ali und Jordanien. Wir taten es nach einem kurzen „Olympiastudio" mit einigen Liedern („Bye,bye, love", „Bergwerk", „Und jetzt gang i ans Peters Brünnele"...) und mit dem Dank von Prof. Hubmann, dem sich noch Christine Schierz anschloß. Abdallah verabschiedete sich mit zu Visitenkarten umfunktionierten Eintrittskarten und ermunterte uns, daß wir uns mit Fragen usw. auch an ihn wenden können.

Bald kamen wir auch schon zum Grenzübergang zu Israel. Die Abfertigung auf jordanischer Seite war rasch, auf israelischer Seite jedoch dauerte die Prozedur etwa zwei Stunden, bis alle den Sicherheitscheck durchlaufen hatten.

Erst etwa um elf Uhr ging die Fahrt in Israel los. Die Reiseleiterin Inge Jassur (vielen von uns schon vom Sommer 1995 bekannt) stellte sich und den Busfahrer Pjotr (Einwanderer aus Rußland) vor.

Durch die Arava (eine Savanne mit vielen Quellen, bewachsen von Schirmakazien) fuhren wir Richtung Timna. Inge sprach über die anerkannte Grenze zwischen Israel und Jordanien, über die Entwicklung Eilats von einer Stadt der Kupferminenarbeiter und Aussteiger zu einer Stadt des Tourismus (ab 1968).

In Timna angekommen, schauten wir uns einen Film über dieses Naturschutzgebiet rund um die alten Kupferminen an (Kupferabbau, Bergbau-Schächte, Sehenswürdigkeiten), dann fuhren wir ein Stück mit dem Bus zu den sogenannten Säulen Salomos und zum Hathor-Tempel.

Durch die Wüste gelangten wir dann zum Ramon-Krater (Maktesh-Ramon; ca. 40 mal 10 km), durch den früher die Weihrauchstraße führte. In der kleinen (Einwanderer-)Stadt Mizpeh Ramon am Rande des Kraters hielten wir eine Mittagspause (mit Ausblick auf den Maktesh Ramon).

Nach kurzer Busfahrt kamen wir nach Avdat, einer wichtigen Nabatäerstadt. Inge hatte bereits im Bus die Geschichte der Nabatäer zusammengefaßt, in einem Film war nun die Rede von der Bedeutung der nabatäischen Handelskarawanen. In Ruhe besichtigten wir dann die Aus-grabungen: den römischen Turm (mit Aussichtsplattform), die Weinpresse, Zitadelle, Zisterne und byzantinische Kirchen, Vorratshöhlen und Badehaus (letzteres leider nicht innen zu besichtigen). In Nachbarschaft zum alten Avdat liegt eine Versuchsstation, in der Landwirtschaft nach nabatäischen Methoden betrieben wird.

Auf unserer Fahrt nach Beerscheba machten wir noch zwei kleine „Schlenker" zu einem Ausblickspunkt auf den „Canyon" von Ein Avdat (ihn hatten wir im September 1995 durch-wandert, was im Februar wegen des Wasserstandes nicht möglich wäre) und nach Sede Boker, jenem Kibbuz, wo Ben Gurion lange Zeit wohnte (er wollte die Wüste durch verschiedene land-wirtschaftliche Projekte zum Erblühen bringen). Heute sind Ben Gurion und seine Frau dort begraben.

In der 150.000-Einwohner-Stadt Beerscheba (viele Einwanderer), dem Mittelpunkt des Negev, bezogen wir für eine Nacht unsere Zimmer im Hotel „Desert Inn" (ein typischer 60er-Jahre-Bau).

9.Tag: Sonntag, 22.2.1998

Sonntag, acht Uhr - Wochenbeginn für die Israelis - eine kleine „Rush Hour" in Beerscheba! Wir begaben uns mit dem Bus an den Stadtrand, zum Tell Beerscheba. Dort begrüßten wir den Sonntag mit zwei Liedern, dann besichtigten wir den sogenannten Abrahamsbrunnen, die Tore und die anderen Ausgrabungen (Aussichtsplattform!).

Im Bus informierte uns Inge nach einem kurzen (dem letzten) „Olympiastudio" über die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Israel:

Unser Weg führte dann an Tell Lachisch (eine 701 v.Chr. von Sanherib zerstörte Stadt; der Tell ist laut Inge heute noch mehr überwuchert als 1995) vorbei und durchs einstige Land der Philister, welche sich als Seevolk im 12.Jh.v.Chr. hier im Küstengebiet vor allem in den fünf Städten Gaza, Aschkelon, Aschdod, Gat und Ekron niedergelassen hatten. Die moderne Einwanderungsstadt Kiryat Gat erhebt sich in Nachbarschaft zum antiken Gat.

Auf der Fahrt nach Ekron las Prof. Hubmann aus den Palästinischen Überlieferungen über Abraham vor (Sieben Brunnen in Beerscheba; Abraham als Freund Gottes).

Im Kibbuz Revadim (nahe dem antiken Ekron) schauten wir einen Film an: Ein Detektiv sucht die Stadt des Öls und den Schatz des Vogels. Der „wirkliche Entdecker" des antiken Ekron (heute Tell Miqne), ein Kibbuznik, erzählte uns dann im Museum von der Entdeckung, den Schichten und Funden des Tells; und er zeigte uns eine Inschrift eines Tempels („erbaut von König von Ekron"), welche die Identifizierung des Tell Miqne mit Ekron ermöglichte. Vor dem Museum bekamen wir noch anschauliche Erklärungen zu „Wirtschaftszweigen" von Ekron: Olivenöl, Töpferei, Weberei und Landwirtschaft.

Im Bus schloß sich ein Referat von Helmut Außerwöger über die Philister an (mit biblischer Textstelle 1 Sam 5). Nach der Mittagspause an einer Raststation besichtigten wir im National-park Bet Guvrin Reste der antiken Stadt Marescha: die „Polnische Höhle", das Kolumbarium (Zuchtanlage für über 2000 Tauben), Badeanlage, Ölpresse und Wohnhaus aus dem 3./2.Jh. v.Chr., Zisternen und andere unterirdische Anlagen sowie die sidonischen Grabkammern mit Inschriften und Zeichnungen (Fauna und Mythologie). Ein kleiner Abstecher (mit Bus) brachte uns noch zu den Glockenhöhlen von Bet Guvrin (Steinbrüche, vor allem 7.-10.Jh.n.Chr.).

Über die Einwandererstadt Bet Schemesch („Haus der Sonne") fuhren wir nach Abu Ghosh. Inge faßte einiges aus der Geschichte Jerusalems zusammen, vor allem über die Neustadt, und wies uns auf ein Denkmal aus dem Unabhängigkeitskrieg (1948) hin.

Im arabischen Dorf Abu Ghosh, das einer mittelalterlichen Tradition zufolge das Emmaus von Lukas Kap.24 ist, feierten wir in der Kreuzfahrerkirche neben St.Anna in Jerusalem die einzige so gut erhaltene Kirche aus dieser Zeit, eine (französische) monastische Vesper mit (17 Uhr) und sangen anschließend selber in Kirche und Unterkirche einige Lieder.

Auf dem letzten Stück nach Jerusalem hielt ich ein Referat über die Urgemeinde, Maria Eicher trug Psalm 122 vor. Nach Zimmerbezug und Abendessen bei den Rosary Sisters unternahm ein Großteil der Gruppe noch einen Spaziergang zur Westmauer („Klagemauer").

10.Tag: Montag, 23.2.1998

Nach dem Morgenlob in der Kirche der Rosary Sisters (7.15 Uhr) und nach dem Frühstück gingen wir zum Jaffator und durch den Basar. Ungefähr dort, wo antiker Cardo und Decumanus sich kreuzen, stiegen wir auf die Dächer Jerusalems hinauf, und es bot sich uns ein Blick auf den Ölberg, die Erlöserkirche, die Franziskanerkirche, die Grabeskirche, die Kuppel des Felsendoms usw. Wieder zu ebener Erd´, gingen wir durch das Jüdische Viertel (hier ist ein Teil des antiken Cardo freigelegt; eine „Synagogenruine" erinnert an die Zerstörung des Viertels 1948-1967) zur Westmauer und dann gleich auf den Tempelberg. Dieses ca. 300 mal 500 Meter große Areal ist für Israel exterritoriales Gebiet (wie übrigens auch einige Kirchen Jerusalems). Zuerst schauten wir die siebenschiffige Al-Aqsa-Moschee an (Kuppel, Gebetsnische, Glasfenster). Inge erinnerte uns an politisch brisante Ereignisse in der Moschee und am Tempelberg: Ermordung des Großvaters des jetzigen jordanischen Königs, Steinewerfen auf die an der Westmauer betenden Juden, Massaker an den versammelten Gläubigen in den achtziger Jahren...

Vor dem Felsendom hielt Heidi Kix-Staltner ein Referat über die (teils antichristlichen) Inschriften an und in diesem Gebäude, unser Applaus (Klatschen) für ihre Ausführungen mißfiel einem „Aufseher", und wir wurden vermahnt. Im Inneren des Felsendoms nahmen wir den heiligen Felsen, die prächtige Kuppel darüber und die Höhle darunter in Augenschein. Anklang fand auch ein mit Rosenöl parfümierter Teil des Felsens, der an das Paradies erinnern soll.

Vor der Westmauer, wo gerade eine Bar-Mizwa-Feier (immer montags) stattfand, endete unser gemeinsames Besichtigungsprogramm (um ca. 11 Uhr).

Christian Hein, Klemens Leitner, Christine Schierz, Barbara Gruber, Stefan Weißenberger und ich fuhren nach einem kleinen Mittagessen und nach einem Kaffee im Garten des Öster-reichischen Hospiz vom Damaskustor mit dem Taxi nach Yad Vashem. Von 14-17 Uhr unternahmen wir einen Rundgang durch diese nationale Gedenkstätte Israels: Durch die Allee der Gerechten kamen wir zur Halle der Erinnerung (Ohel Jiskor, mit den Namen von 22 nationalsozialistischen Vernichtungsstätten), dann zum Historischen Museum (am Eingang „Wand des Holocaust und des Heldentums"), dessen Dauerausstellung über die Nazi-Zeit wir eingehend besichtigten. Daran anschließend schauten wir noch kurz einige weitere Denkmäler an, wie das Denkmal der Soldaten, das Denkmal für die Deportierten (ein Eisenbahnwaggon) und die beeindruckende Gedenkstätte für jene eineinhalb Millionen Kinder, die Opfer des Holo-caust wurden.

Mit dem Taxi fuhren wir dann wieder zurück zur Altstadt, zum Jaffator. Wir stiegen noch einmal auf die Dächer Jerusalems hinauf, gingen durchs Jüdische Viertel und schließlich nach einem Einkauf in einem Supermarkt (unsere Taschen wurden am Eingang untersucht - wie Inge später sagte, war dieser Supermarkt eines der ersten Ziele von Terroranschlägen der PLO) wieder zu den Rosary Sisters.

11.Tag: Dienstag, 24.2.1998

Nach Morgenmesse (7 Uhr; Kirche der Rosary Sisters) und Frühstück fuhren wir heute mit dem Bus nur ein kurzes Stück: zum Ölberg. Dort genossen wir nach dem Besuch der Pater-noster-Kirche (mit der Grotte, wo Jesus die Jüngern das Vater unser gelehrt haben soll) vom Platz bei den Gräbern Haggais und Sacharjas den Ausblick auf Jerusalem, vor allem auf die Altstadt, Prof.Reisinger las Joh 17, das Abschiedsgebet Jesu, vor. Dann stiegen wir hinunter in die Grabkammern, wo Haggai und Sacharja bestattet gewesen sein sollen.

Vorbei an der Kirche „Dominus Flevit" begaben wir uns zum Garten Getsemani und zur Kirche der Nationen am Fuß des Ölbergs, dann durchs Kidrontal („Abschalomgrab") zur Gihonquelle und zum Warren-Schacht. Durch das Areal der Ausgrabungen der Davidsstadt (unterhalb des Tempelbergs bzw. der Al-Aqsa-Moschee) und entlang der östlichen Stadtmauer (mit dem Goldenen Tor, durch das der Messias kommen soll und das deshalb von den Muslimen zugemauert wurde) gelangten wir zum Löwen- oder Stephanstor, auf die Via dolorosa und zur Kreuzfahrerkirche St.Anna, wo großer Andrang von sangesfreudigen Gruppen herrscht - auch ein Teil unserer Gruppe war mit „Yakanaka vhangeri" dabei... Beim angrenzenden Ausgrabungs- areal - hier war einst der Teich Bethesda - las Prof.Niemand aus dem Johannesevangelium vor, wie Jesus am Sabbat am Teich Bethesda einen Gelähmten heilte (Joh 5,1-18).

Während der Mittagspause (die ein Teil im Österreichischen Hospiz verbrachte) hatte es zu regnen und zu hageln begonnen, und so ging´s nachher eilenden Schrittes zur Grabeskirche. Hier zeigte uns Inge den ältesten Teil, die Krypta, wo Kaiserinmutter Helena das Kreuz gefunden haben soll, und die Helenakapelle. In einer Zeit zur freien Verfügung besichtigten wir dann die übrigen Teile der Grabeskirche: „Golgotha" mit Kreuzigungs- und Kreuzannagelungs-altar, den Salbungsstein, die Rotunde (die Kuppel anders als im September 1995 ohne Gerüst, dennoch keine Augenweide) mit dem „Kiosk" über dem heiligen Grab, das sogenannte Grab des Joseph von Arimathäa, die Franziskanerkapelle.

Um ca. 14.30 Uhr gingen wir durch den Basar zur Zitadelle, in der heute das Jerusalemer Stadt-museum untergebracht ist. In Modellen, Bildern und Texten ist hier die Stadtgeschichte Jerusalems von den ersten Erwähnungen in ägyptischen Texten bis zur Wiedervereinigung im Jahre 1967 dargestellt. In dem Ausstellungsraum, wo unter anderem der Herodianische Tempel behandelt wird, wies Christian Hein auf die sogenannte Tempelrede Herodes d.Gr. bei Josephus Flavius hin. Ich trug diese „Tempelrede" als Herodes (Faschingdienstag: Bettdecke als Toga!) vor. In weiteren Ausstellungsräumen wird die Zeit der muslimischen Eroberer, der Kreuzfahrer, des Osmanischen Reiches, des 19.Jahrhunderts und der Staatsgründung Israels vor Augen geführt.

Ein Teil der Gruppe kehrte dann heim zu den Rosary Sisters, wo eine palästinensische Menschen-rechtsaktivistin und Frauenrechtlerin zum Gespräch eingeladen war (von Burgi Zellinger). Ich war mit einigen Kollegen im Basar.

Im Anschluß an das Abendessen gestalteten wir einen bunten Abend (Faschingdienstag!), durch den ich als Herodes d.Gr. führte: Die drei Könige (Ewald Staltner, Andreas Kaltseis, Elisabeth Mühlböck) kommen zu Herodes; Helmut Außerwöger, Klemens Leitner und Elisabeth Mühlböck gestalteten eine „Fernsehreportage" über Vorkommnisse am Golf von Aqaba; Prof. Reisinger erzählte die Geschichte vom Balken und vom Röllchen; Ursula Hingerl hielt als Frau Herodes´ d.Gr. eine Tempelrede; Josef Putz und ich trugen das Gedicht „Das Mondschaf" von Christian Morgenstern (deutsch und lateinisch) vor, Helmut Außerwöger erfreute uns mit den Gedichten „Die Donau" und „Der Ring des Polykrates"; Prof. Hubmann wurde mit einer Krawatte (mit Kamelen) als „Sternträger der drei Könige" ausgezeichnet (Silvia Glas); mit Spielen klang der allgemeine Teil des Abends aus.

12.Tag: Mittwoch, 25.2.1998

Um 8.20 Uhr verließen wir unsere Unterkunft bei den Rosary Sisters. Inge machte uns auf das im vorigen Jahrhundert erbaute „Notre-Dame", heute Hotel des Vatikan in Jerusalem, aufmerksam. Bald darauf kamen wir an der Stelle des Mandelbaumtores vorbei - es war der einzige „Grenzübergang" zur Zeit der geteilten Stadt Jerusalem (1948-1967). Auf unserer Fahrt von Jerusalem Richtung Jericho berichtete Inge über umstrittene jüdische Siedlungen wie z.B. Har Chomah, und über die Westbank, die kurz nach Jerusalem beginnt. An der „Herberge zum guten Samariter" am Paß „Blutsteig", an künstlich angelegten Oasen und an Beduinenzelten vorbei erreichten wir einen Ausblickspunkt im Wadi el-Kelt, wo wir unsere Aschermittwochs-feier hielten (Prof. Reisinger und Liturgiegruppe: Maria Eicher, Barbara Gruber, Alberto Marquez de Sousa): Lieder; Bibeltext von der Versuchung Jesu in der Wüste (Mk 1,12f.); Auflegung des Aschenkreuzes; liturgischer Tanz.

Wir nahmen dann die alte Straße durchs Wadi el-Kelt - mit kurzem Halt gegenüber dem im 19.Jh. wiederbegründeten griechisch-orthodoxen St.Georgs-Kloster (heute leben hier vier Mönche). Die ziemlich „lädierte" Straße führt durch eine Art Niemandland zwischen Israel und palästinensischem Autonomiegebiet und wurde deshalb schon lange nicht mehr erneuert.

Am Stadtrand von Jericho hörten wir vor den Überresten des Winterpalastes der Hasmonäer, vor allem Herodes´ d.Gr., von Christian Hein eine Textstelle aus Josephus Flavius: Herodes ließ im Schwimmbad des Palastes den jugendlichen Hohenpriester Aristobul ertränken.

Durch die in einer Oasen gelegene Stadt Jericho (etwa 18.000 Einwohner, palästinensisches Autonomiegebiet, wo es auch zu Zeiten der Intifada immer relativ ruhig war) fuhren wir noch zum Tell Jericho, wo wir vor allem den „ältesten Turm der Menschheit" (ca. 7000 v.Chr.) besichtigten. Der Ausblick geht bis Jordanien, auf israelischer Seite zum Berg der Versuchung und zur Burg Kypros.

Vorbei an einem 3 km nördlich von Jericho gelegenen Omayyadenpalast (ca. 747 zerstört) und durch die Westbank ging die Fahrt dann weiter. Inge resümierte die Geschichte Palästinas/Israels der letzten hundert Jahre (Zionismus, Kibbuzbewegung, Zwischenkriegszeit, Staatsgründung Israels und die nachfolgenden Kriege, Intifada, jüdisches Siedlungsproblem, Golfkrieg, Frieden mit Jordanien).

Wieder im israelischen Kernland, ging´s durch die Jesreel-Ebene (Blick auf die Gilboa-Berge, vgl. 1 Sam 31: Niederlage und Suizid Sauls; vgl. Klage Davids: 2 Sam 1,21) nach Bet-Alpha (im Kibbuz Hefzi-Bah), wo wir das berühmte Synagogenmosaik aus dem 6.Jh. besichtigten: Die drei Felder zeigen (1) Bundeslade und Thoraschrein, (2) Helios und Tierkreiszeichen, (3) die Opferung Isaaks.

Nächster Programmpunkt war Bet-Schean/Skythpolis, einzige westlich des Jordan gelegene Dekapolisstadt (die heutige Stadt ist im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen in der Antike eher „provinziell"). Nach der Mittagspause am Eingang des Nationalparks stiegen wir zum Tell Bet-Schean (Tell el-Husn) hinauf und überblickten von hier das hellenistische Skythopolis, das wir dann in einer Zeit zur freien Verfügung erkundeten: römischer Tempel, Nymphäum, Kolonnadenstraße (Palladiusstraße) mit Exedra (halbrunde Erweiterung) aus byzantinischer Zeit, Thermen und römisches Theater.

Die Fahrt ging weiter durchs Jordantal (hier liegt die „Friedensinsel" und ein Grenzübergang nach Jordanien) und dann bergan zur Kreuzfahrerburg Belvoir (Kokhav ha Yarden = „Stern des Jordan"), von wo sich - nomen est omen! - ein schöner Blick aufs Jordantal und zum Berg Tabor bietet. Dann lag schon die letzte Etappe des heutigen Tages vor uns: die Fahrt zum Kibbuz Ein Gev. Inge erzählte am Weg dorthin, daß sie und ihr Mann in einem Kibbuz in der Nähe gearbeitet haben, faßte einiges zur Geschichte der Kibbuzim zusammen und klärte uns über den Begriff „koscher" auf. Etwa um 17 Uhr kamen wir im Kibbuz Ein Gev am Ostufer des Sees Gennesareth an.

13.Tag: Donnerstag, 26.2.1998

Kurz nach acht Uhr brachen wir Richtung Golanhöhen auf: Die Fahrt führte am Ostufer des Sees Gennesareth entlang, das lange Zeit (1948-67) Niemandsland zwischen Syrien und Israel war (einige Kibbuzniks hielten dennoch durch), vorbei an Kursi (eine byzantinische Kirche erinnert an das „Schweinewunder" Mk 5) und durch die Ebene von Betsaida. Prof. Niemand stellte in einem Statement die Jesusbewegung (einige bedeutende Orte standen ja heute am Programm) als Wanderbewegung vor.

Die Golanhöhen (600-1000 m) sind heute von 15.000 Israelis und 15.000 Drusen bewohnt, größte Stadt ist Qazrin (5000 Einwohner); bislang ist kein Friedensschluß mit Syrien gelungen.

Aus der frühen Bronzezeit stammen viele Dolmengräber, später war der Golan als Baschan, dann als Gaulanitis bekannt. Josephus Flavius beschreibt Gamlah als „Massada des Nordens".

Auch in byzantinischer Zeit war der Golan besiedelt, wie Qazrin, ein (teilweise rekonstruiertes) talmudisches Dorf zeigt: Hier schauten wir ein recht anschauliches Wohnhaus, Reste der Synagoge (4.Jh.) und eine Ölpresse an; anschließend wurde uns am Eingang des Ausgrabungs-gebiets ein politischer Film über die Golanhöhen gezeigt, der unsere Kritik hervorrief und zu einigen Ergänzungen der Reiseleiterin im Bus führte: über das Sicherheitsbedürfnis und die Angst der Isaelis (teilweise „Holocaustsyndrom"), über die Bewachung von Schulklassen bei Ausflügen... Die Siedler am Golan seien nicht so radikal wie in anderen Landesteilen, aber: „Euren Pazifismus können wir uns nicht leisten."

Nach dem Stop bei einem Ausblickspunkt auf den See Gennesareth fuhren wir hinunter ins Yarmuk-Tal (Dreiländereck Israel-Jordanien-Syrien; vgl.oben, Dienstag, 17.2.) und dann entlang des Sees Gennesareth. Inge berichtete einiges vom israelischen Schulsystem (6+3+3 Jahre; hebr. und arab. Schulen), vom Militär (3 Jahre Wehrdienst, Reservedienst bis zu einem Monat pro Jahr, befreit sind orthodoxe Juden und Araber, kein Zivildienst), vom Studium (amerikanisches System: Bachelor, Master, Doctor; Studiengeld etwa 9000 Schekel pro Jahr) und von den Kibbuzim (der erste Kibbuz war 1909 in Deganya am See Gennesareth; heute 300 Kibbuzim in Israel, 3 % der Gesamtbevölkerung, kein Privateigentum).

Die Fahrt führte an der Taufstelle Yardenit am Jordan vorbei und durch Tiberias, das zuerst hellenistische Stadt, dann Zentrum des Judentums war (Talmud, Rabbi Akiba, Maimonides-Grab). Heute gilt die 35.000-Einwohner-Stadt als eine der vier heiligen Städte des Judentums.

Beim Arbel nahe der Stadt soll ein Aufstand gegen Herodes d.Gr. begonnen haben. Das benach-barte Migdal, einst eine bedeutende Fischereistadt, war Geburtsort der Maria Magdalena (von Jesus geheilt, erste Zeugin der Auferstehung). Josephus Flavius, zitiert von Prof. Niemand, berichtet von einer Seeschlacht.

Im Kibbuz Ginnosar schauten wir einen Film über die Entdeckung (1986) des antiken Bootes aus dem 1.Jh.n.Chr., dann das Boot selber an. Am Ufer des Sees trug Barbara Krempl einige Texte zu neutestamentlichen Orten rund um den See aus Josephus Flavius vor. Dann unter-nahmen wir eine Bootsfahrt von Ginnosar nach Kapharnaum (Prof.Niemand las Lk 5 vor - die Berufung der Jünger). Nach kurzer Mittagspause besichtigten wir die Ausgrabungen von Kapharnaum, vor allem die Synagoge(n), deren Vorgängerbau vom Hauptmann von Kapharnaum „gesponsert" wurde (Lk 7,5), und das sogenannte Petrushaus. Unter den Ornamenten auf der Synagoge sind auch „Davidssterne" zu sehen; als speziell jüdische Zeichen sind sie aber erst seit dem Mittelalter (Prager Judenschaft) gebräuchlich. Nach einem Abstecher mit dem Bus nach Chorazin (vgl. Mt 11,21; Besichtigung der rituellen Bäder - Miqve - und der Synagoge (ca. 4.Jh.) kamen wir zum Berg der Seligpreisungen (Kirche und Park), wo wir von Prof. Niemand Ausschnitte aus der Bergpredigt hörten. Es schloß sich ein Spaziergang nach Tabgha an, wo wir um 17 Uhr am Ufer des Sees Eucharistie feierten (Prof. Reisinger und Liturgiegruppe: Maria Eicher, Barbara Gruber, Alberto Marquez de Sousa; Evangelium: Mt 8,23-27). Auf der „Heimfahrt" zum Kibbuz Ein Gev hielten wir noch auf der Jordanbrücke nördlich des Sees.

14.Tag: Freitag, 27.2.1998

Auf unserer Fahrt nach Nazareth trug Prof. Hubmann ein jüdisches Gebet vor, Inge informierte uns über die drei in Israel gebräuchlichen Kalender (jüdisch: Mondjahr, Jahr 5758; muslimisch; christlich: gregorianischer Kalender), das Purimfest (vgl. Buch Ester), die Geschichte der Kreuz-züge (Saladins Aufbruch von Tiberias gegen die Kreuzfahrer; Schlacht bei den Hörnern von Hattin 1187; Vertrag von Jafo) und über Galiläa (ein seit der Antike gut entwickeltes Durch-zugsland; hebr.„galil"=„Welle", also „Hügelland"; heute geringe Bevölkerungsdichte).

An Kana und der dortigen „Hochzeitskirche" (vgl. Joh 2,1-12), die dem Salzburger Dom nachgebaut ist, fuhren wir vorbei; Inge erzählte aber über jüdische Hochzeitsbräuche (Trau-baldachin; siebenfacher Brautsegen; Ehevertrag mit Entschädigungssumme im Scheidungsfall; der Bräutigam zertritt ein Glas als Erinnerung an die Zerstörung des Tempels).

Nazaret, heute Verwaltungs- und Kulturzentrum der Araber im Norden (ca. 100.000 Ein-wohner), bereitet sich emsig - und mit viel Finanzspritzen - auf das Jahr 2000 vor (Projekt „Nazaret 2000"). Zur Zeit Jesu war es ein kleines Dorf, das aber nicht einfach vom Hellenismus abgeschnitten war (3-4 Gehstunden nach Sepphoris).

Wir besichtigten die orthodoxe Verkündigungskirche (Gabrielskirche) mit der Quelle, an der laut orthodoxer Tradition die erste Verkündigung an Maria durch den Engel Gabriel geschah. Durch den Basar (wirkt - wahrscheinlich durch das Projekt „Nazaret 2000" - geordneter als bei der Reise 1995) gelangten wir zur Synagogenkirche, wo Jesus in der Synagoge gepredigt haben soll (vgl. Lk 4,16ff; Prof. Niemand las das Magnifikat vor). Unser Weg führte schließlich zur katholischen Verkündigungskirche (20.Jh.). Dort schauten wir die Mariendarstellungen aus aller Welt in den Arkadengängen rund um die Kirche, die Unterkirche mit Verkündigungsgrotte und die Oberkirche (große Kuppel, Hochaltar-Mosaik, Glasfenster) an.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir dann Sepphoris/Zippori, dessen Bedeutung zu neutestament-licher Zeit Prof. Niemand erläuterte: Die Bautätigkeit in Sepphoris gab vielen Menschen aus den Dörfern der Umgebung Arbeit (auch Josef und Jesus?), dennoch wird Sepphoris im Neuen Testament nicht genannt. Stellen aus Josephus Flavius trug Barbara Krempl vor.

Unser kleiner Rundgang im Nationalpark führte uns zum römischen Theater, zur Kreuzfahrer-Zitadelle, zur hellenistischen Villa mit prachtvollen Mosaiken, die Szenen aus dem Leben des Weingottes Dionysius zeigen, unter anderem auch die „Mona Lisa von Galiläa", und schließlich zu weiteren Mosaiken (Amazonen, Nilometer usw.).

Nach kurzer Mittagspause ging´s nach Akko, die alte Kreuzfahrerstadt, deren Hafen im vorigen Jahrhundert an Bedeutung verlor, was dann zum Aufschwung Haifas führte.

In Akko besichtigten wir die unterirdischen, erst vor wenigen Jahren durch einen Fluchtversuch von Gefangenen wiederentdeckten Räumlichkeiten der ehemaligen Kreuzfahrerstadt: „Refekto-rium", Hof, „Krypta", Geheimgänge und Spital. Da es kurz nach 14 Uhr war - Nachmittag vor dem Sabbat! - konnten wir die Badeanlagen nicht mehr in Augenschein nehmen.

Dafür gingen wir noch zur El-Jazzar-Moschee (Weiße Moschee), wo wir Kiosk am Eingang, Reinigungsbrunnen, Arkaden (mit „Büro" des Kadi bis heute) und Innenraum der Moschee besichtigten und auch zu den zu unterirdischen Zisternen umfunktionierten fränkischen Gewölben hinunterstiegen.

Durch den Basar gelangten wir zur Säulenkarawanserei (Khan-el-Umdan; 18.Jh.) und dann zu den mächtigen Stadtmauern am Hafen und an der Mittelmeerküste. Nach einer Zeit zur freien Verfügung traten wir die Rückfahrt zum Kibbuz Ein Gev an. Während dieser Fahrt erzählte Inge noch vom Kibbuz Nahariyya (10 km nördlich von Akko), den intellektuelle Juden aus Deutsch-land („Jeckes", als sehr korrekt bekannt) gegründet hatten. Heute ist die Stadt mit Seebad noch immer die „deutscheste Stadt" Israels.

Nach dem Abendessen im Kibbuz hielten wir noch eine Reflexion über die gesamte Reise, an die sich eine leider nur fragmentarische politische Diskussion über Israel anschloß. Den „Abschieds-abend" verbrachten wir bei einem Lagerfeuer am Ufer des Sees.

15.Tag: Samstag, 28.2.1998

Heute verließen wir kurz nach acht Uhr den Kibbuz Ein Gev und fuhren über Kinneret und Tiberias, vorbei am Berg Tabor und durch Afula nach Megiddo. Auf der Fahrt las Prof. Hubmann zwei Geschichten von Rabbi Akibah vor (sein Grab ist in Tiberias), Inge machte uns auf viele alttestamentliche Begebenheiten, die sich im Raum Gilboa und Tabor zugetragen haben, aufmerksam.

In Megiddo (vgl. Offb 16,16: Harmagedon) schauten wir einen Film und das Museum über die Ausgrabungen an, den Tell Megiddo selbst besichtigte wegen heftigen Regens nur ein kleiner Teil der Gruppe. Im Bus referierte Johanna M. Eisner über das Ende Joschijas, als er sich in der Jesreel-Ebene bei Megiddo dem Pharao Necho entgegenstellte (2 Kön 23,28-30). Die Schlacht schildert auch Franz Werfel in seinem Roman über Jeremia (daraus wurde eine Textpassage zitiert). Barbara Krempl und Prof. Niemand zitierten dann einige Texte aus der Apostel-geschichte und von Josephus Flavius über Caesarea.

In Caesarea sahen wir das römische Theater, den Stein mit der Inschrift, in der der Name des Pontius Pilatus vorkommt (Kopie!), die Kreuzfahrerstadt, den herodianischen Hafen und die bedeutenden Reste des Aquädukts. In dessen Nähe, am Strand des Mittelmeers, hielten wir noch eine kleine „Abschiedsfeier": Helmut Außerwöger und Silvia Glas sprachen Dankesworte und überreichten einen Mosestab an Prof. Hubmann, einige Lieder wurden gesungen und die Jerusalem-Wallfahrtsurkunden von Inge verteilt.

Durch das moderne Villenviertel von Caesarea und auf der Autobahn, vorbei an Netanya und Tel-Aviv (die größte Stadt Israels, „Stadt ohne Pause", vielen orthodoxen Juden ein Dorn im Auge!) kamen wir zum Ben-Gurion-Airport, wo um 13 Uhr der Sicherheitscheck für die ganze Gruppe begann. Nach kurzer Pause um halb vier Boarding und ziemlich pünktlich (16.10 Uhr) Abflug mit Austrian Airlines nach Wien-Schwechat. Um 19.30 Uhr von Schwechat mit Bus der Firma Pernsteiner wieder nach Linz (Ankunft ca.22 Uhr).