I S R A E L


Reise der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz unter der Leitung von Prof. Dr. Franz Hubmann vom 27.8.-10.9.1995

Michael Zugmann © Copyright



Reiseprogramm:

l. Tag, Sonntag, 27.8.1995

Abfahrt mit dem Bus der Firma Pernsteiner vor der Tankstelle in der Dametzstraße pünktlich um 12.30 Uhr. Um 15 Uhr begann am Flughafen Wien-Schwechat das Einchecken und anschließend die ziemlich detaillierte Befragung durch das Sicherheitspersonal von EL-AL.

Pünktlich um 17.40 Uhr schließlich war dann Abflug nach Tel Aviv; bereits im Flugzeug machten wir Bekanntschaft mit koscherer Kost: es gab gleich Hendl zum Abendessen. Um 22 Uhr Ortszeit kamen wir in Tel Aviv, am Flughafen Ben Gurion, an. Trotz nächtlicher Stunde schlug uns sehr schwüle Luft entgegen...

Um ca. 23 Uhr schließlich stiegen wir in unseren Bus, und die Reiseleiterin stellte sich und den Fahrer vor: Inge Jassur, gebürtig aus dem Raum Heidelberg, seit über zwanzig Jahren verheiratet mit einem Israeli, seit einigen Jahren als Reiseleiterin tätig, sowie Issam aus Nazaret. Wir fuhren zu unserem Hotel in Bat-Yam, einem Vorort von Tel Aviv an der Mittelmeerküste, und bezogen für eine Nacht das Hotel Armon Yam.

2. Tag Montag 28.8.1995

Um 8.30 Uhr verließen wir Bat-Yam und fuhren nach Caesarea; auf dem Weg dorthin erläuterte die Reiseleiterin einiges zur Geographie Israels, zu den Städten Tel Aviv und Herzliyya und zum Kohlekraftwerk an der Küste in der Nähe Caesareas.

Erster Besichtigungsstopp war das römische Theater in Caesarea, wo Reinhard Humer, Prof. Raberger und Prof. Niemand kurze Referate hielten.

Vor dem Theater sieht man eine Steinplatte mit einer Aufschrift, in der der Name Pontius Pilatus vorkommt. Ein kurzes Stück ging's dann mit dem Bus weiter zum zweiten Teil der Ausgrabungen: der Hafen aus herodianischer Zeit (seine Pracht ist im Meer versunken), Ausgrabungen der herodianischen Stadt und der Kreuzfahrerstadt (Tor und Stadtmauern vor allem) sowie die ehem. Moschee aus dem l9.Jh., als hier das Dorf Bosnia stand (bis 1948). Wieder eine kurze Autobusfahrt - vorbei an einigen Villen des modernen Caesarea (angeblich der teuerste Fleck Israels) - zum Aquaedukt, das die herodianische Stadt mit Wasser versorgte.

Entlang der Küste ging die Fahrt weiter zum Kibbuz Nachscholim wo wir in der ehemaligen Glasfabrik das Museum zur Geschichte Dors mit einer Führung besuchten. Die Führung beschloß ein Film über die Ausgrabungen und über die seit 1980 hier durchgeführte Unterwasserarchäologie (CONRAD, siehe Beilagen); nach dem "Mittagssnack" bestiegen wir den Tel Dor direkt an der Küste.

Durch Haifa, die europäischste Stadt Israels, fuhren wir nach Akko. In Haifa berichtete die Reiseleiterin einiges über Neandertalerfunde in den Karmelhöhlen, über die Karmeliten, über hier ansäßige Sondergruppen, v.a. Templer, Bahai und eine weitere muslimische "Sekte".

In Akko besichtigten wir die Weiße Moschee (A1 Jazzar): ein Versammlunsraum; Gebetsnische Richtung Mekka, Frauenempore, Kanzel, Ornamente und Koranabschnitte statt Bildern; im Vorhof der Moschee Sitz des Kadi, der wie der Rabbiner oder auch der Priester in Israel gewisse zivilrechtliche Agenden, v.a. Trauung etc. übernimmt (der Grund dafür, wieso konfessionsverschiedene Partner zur Hochzeit nach Zypern ausweichen...).

Dann stand die Erkundung der erst neuerdings systematisch ausgegrabenen unterirdischen Kreuzfahrerstadt auf dem Programm - sie wurde zufällig durch die Flucht von Gefangenen entdeckt und liegt ca. 10 Meter unter dem heutigen Stadtniveau: Rittersaal, Schlafsaal, "Krypta", geheimer Fluchtweg zum Hafen.

Unsere Besichtigungsroute führte uns dann noch zu einem "türkischen Bad",in den heutigen Suq (Basar) und in die Säulenkarawanserei (wo fast die ganze Gruppe sich an frisch gepreßtem Granatapfelsaft gütlich tat) und abschließend auf die Stadtmauer mit wunderbarem Ausblick aufs Meer und auf den ehemaligen Hafen.

Durch die Landschaft Galiläas, vorbei an Kana und Nazaret, vorbei an einem neuerrichteten Stausee zur Wasserversorgung und an der Tafel, die Meeresniveau anzeigt, steuerten wir den Kibbuz Ma'agan am Südufer des Sees Gennesareth an, wo wir schöne Ferienbungalows bezogen.

3. Tag, Dienstag, 29.8.1995

Am Ostufer des Sees Gennesareth, vorbei an En Gev, dem ältesten Kibbuz Israels, der 1948-67 im Todesstreifen (an der Grenze zu Syrien) lag, vorbei an Kursi (Mittwoch!) und durch die Betsaida-Ebene (Petrus und Andreas von hier?) (Hinweis der Reiseleiterin auf das am gegenüberliegenden Seeufer gelegene Zefat, mit Tiberias, Hebron und Jerusalem eine der vier heiligen Städte des Judentums, heute Künstlerkolonie) auf die Golanhöhen.

Von der Reiseleiterin einiges zur Geschichte der Golanhöhen:

* vor- und frühgeschichtliche Dolmengräber/Tumuli :

* AT: Baschan (Kühe!), früher dicht bewaldet

* NT: Gaulanitis - Tetrarchie des Philippus; Golan dichter besiedelt als heute

* Syrische Zeit: hauptsächlich Beduinen

*• Seit 1967 bei Israel: Siedler - nicht ganz so radikale Ansprüche wie auf der Westbank; wären bereit, sich bei einem Friedensvertrag mit Syrien wegsiedeln zu lassen.

Wir besichtigten dann das teilweise rekonstruierte talmudische Dorf Qasrin (4.-7.Jh.): Wohnhaus, Synagoge, Olivenpresse; Dreschschlitten, koscheres Geschirr. Ähnlich wie das Wohnhaus hier dürften auch die Häuser zur Zeit Jesu ausgesehen haben - wir konnten uns hier gut vorstellen, wie leicht es war, das Dach abzudecken (vgl. Mk 2,4).

Einige Kilometer weiter Ausblick auf die Grenzstadt Kuneitra, das nahe (österreichische!) UNO-Lager mit Windkraftwerk (9 Windräder) (bei klarem Wetter würde man von hier bis ins 40 Kilometer entfernte Damaskus sehen) und auf den Hermon; das Tal, in dem Kuneitra liegt, ist das Tal der Tränen: hier gab es 1967-73 besonders große Verluste für Israel und für Syrien!

Die Fahrt ging dann weiter durch einige Drusendörfer. Die Drusen - ein Bergvolk, v.a.am Karmel und am Golan (heute ca. 80.000 Menschen) - haben sich im l2.Jh. vom Islam abgespalten, erkennen Jitro als den höchsten Propheten an und haben eine sehr esoterische Religion (Reinkarnation!!!). Politisch: seit 1981 sind die meisten Drusen israelische Staatsbürger (oft Verwandte in Syrien - Kontakt auf einem Hügel an der Grenze mit Megaphonen!).

Am Weg hinunter in die Hule-Ebene kamen wir bei der NimrodFestung (Fliegenburg) vorbei.

In Banias, dem Caesarea Philippi des NT, hielt Prof. Niemand ein Referat über Johannes den Täufer, v.a. die Geschichte von der Enthauptung; Banias war ein Panheiligtum (daher der verbalhornte Name bis heute), Ort des Messiasbekenntnisses des Petrus (Mk B,Mt 16).

Von der Quelle des Banias (einer der drei Jordanquellflüsse Banias, Dan, Chazbani - letzterer aus dem Libanon) unternahmen wir eine einstündige Wanderung zum Banias-Wasserfall. Mit dem Bus ging's dann zum Nationalpark Dan, an dessen Eingang wir beim Rastplatz eine galiläische Jause zu uns nahmen, ehe wir dann die Ausgrabungen am Tel Dan, v.a. Toranlage und Heiligtum (versch.Schichten) besichtigten (Referate Karl Eglseer und Prof.Hubmann).

Auf der Fahrt von Dan nach Hazor erzählte die Reiseleiterin über die Erfahrungen der Israelis im Golfkrieg (Gasmasken) - Anlaß dafür war, daß wir durch die Stadt Qiriat Shemona kamen, die bis heute ständig durch Raketen aus dem Libanon bedroht ist.

In Tel Hazor stiegen wir den Brunnenschacht hinunter (Referat Dr.Schneider über die Wasserversorgung) und besichtigten dann noch Wohnhäuser und Zitadelle.

Über Tabgha (Mittwoch!) und über den Jordan und am Ostufer bewegten wir uns dann heimzu.

Im Kibbuz Ma'agan nützten wir noch eifrig die Bademöglichkeit im See Gennesareth.

4. Tag, Mittwoch, 30.8.1995

" S E E R U N D F A H R T"

Am Ostufer besichtigten wir in Kursi die Ausgrabungen einer byzantinischen Kirche (Referate Andrea Winter, Paul Neunhäuserer und Prof.Niemand) und sahen von ferne die. Höhlen, in denen der Besessene von Gerasa in den Felshängen gehaust haben soll.

In Tabgha feierten wir am Ufer des Sees Gennesareth Eucharistie (Prof.Raberger) - wir hörten die Feldrede aus dem Lukasevangelium.

Anschließend besuchten wir die Brotvermehrungskirche (der heutige Bau stammt aus dem l9.Jh., eine Klosterkirche deutscher Benediktiner -vgl. Bargil Pixner) mit den wunderbaren Bodenmosaiken (6.Jh.).

Anschließend bei der Kirche am Berg der Seligpreisungen, die von einem gepflegten Park umgeben ist und einen schönen Ausblick auf den See Gennesareth gibt, und bei der sogenannten Primatskirche am Seeufer (20.Jh.) (Referate Paul Neunhäuserer und Prof.Niemand); die Reiseleiterin erzählte eine Anekdote, wonach Paul VI. just hier über eine Stiege gestolpert sein soll.

Zur Mittagszeit waren wir in Kapharnaum (Haus des Petrus, heute leider durch eine Kirche überbaut; Inselhäuser; Synagoge aus dem 4.Jh.,) (Referat Maria Eicher über Synagogen und jüdische Gebete).

Vorbei an Ilanot ("Jesusboot") und Migdal (Magdala) zu einem Restaurant (Mittagspause - Petersfisch).

In Tiberias erklärte die Reiseleiterin den Unterschied zwischen sephardischen (orientalischen) und aschkenasischen (europäischen) Juden mit je eigenem Oberrabbiner und je eigener Synagoge; Tiberias hat einige warme Quellen und ist bis heute Heilbad.

Am Stadtrand besichtigten wir die Synagoge von Hammath Tiberias mit dem bemerkenswerten Mosaikboden.

Auf der Rückfahrt zu unserem Kibbuz machten wir einen Abstecher zur Taufstelle Yardenig, wo der Jordan den See Gennesareth an dessen Südende verläßt (Referat Prof.Niemand über Johannes den Täufer und die Taufe).

Nahe bei unserem Kibbuz wies uns die Reiseleiterin auf das Kulturzentrum Beth Gabriel hin, in dem auch der israel. jordan.Friedensvertrag unterzeichnet wurde.

Nach dem Schwimmen im See nahm ich um 18 Uhr an einer Kibbuzführung mit Herrn Jonas (geb.1918 in Siebenbürgen) teil: Geschichte des Kibbuz, Kantine, Kulturzentrum, Museum, Kinderhäuser, Ärztezentrum, Wäscherei, Kaufhaus.

Nach dem Abendessen besuchte uns P.Daniel Rufeisen und seine aus Deutschland (Diözese Münster) stammende Pastoralreferentin (seit 1962 in Israel). Eli Sheva berichtete über praktische Gemeindearbeit: der erste Sabbat im Monat ist Gemeindetag, Betreuung von Zuwanderern aus dem ehemaligen Ostblock...

P.Daniel erzählte seine spannende Lebensgeschichte, über das Judenchristentum von heute (!!!), seine Gespräche diesbezüglich mit Kardinal Ratzinger und Papst Johannes Paul II.; seine Ekklesiologie, Schwierigkeiten mit christlichen Begriffen und v.a.mit der Trinitätslehre und mit der Ökumene (inkl.Verständigung mit den arabischen Christen!).

5. Tag, Donnerstag, 31.8.1995

Auf der Fahrt nach Kana und Nazaret berichtete Prof. Niemand über die Forschungsgeschichte bezüglich der Frage, ob Jesus in Nazaret oder in Bethlehem geboren worden sei: Mt 2,5 zitiert zwar Micha 5, doch sind die Bethlehemstraditionen von Mt und Lk kaum zu harmonisieren; außerdem kommt im NT 25mal die Wendung"Jesus aus Nazaret" (o.ä.) vor - das Johannesevangelium scheint überhaupt keine Bethlehemstradition zu kennen.

Erster Halt war in Kana: bis heute sind in Israel - so Frau Jassur - die Hochzeiten am Dienstag (dritter Tag), da Gott am dritten Schöpfungstag nach Gen 1 zweimal gesagt hat "Es ist gut". Die kleine Hochzeitswunderkirche ist dem Salzburger Dom nachgebaut, im Inneren Amphoren (Joh 2) und viele Hochzeitsfahnen aus unserer Zeit.

Vor der Kirche Hochzeitsreigen für unser am kürzesten verheiratetes Paar - Severin Renoldner und Elisabeth Maier. Im nahen Nazareth besuchten wir zuerst die griechisch-orthodoxe Verkündigungskirche (Gabrielskirche) mit Brunnen im Inneren (Gabriel sei Maria am Brunnen erschienen, was nach orientalischer Vorstellung am Brunnen besser möglich war als im Haus...). Durch den Suq begaben wir uns zur katholischen Verkündigungskirche (in den 60er-Jahren von einem italien. Architekten geplant), in deren Ambiten sich Mariendarstellungen aus aller Welt befinden (u.a. aus Deutschland, wenige Wochen vor dem Fall der Mauer hier angebracht: Maria schützt zwei Kinder, die durch eine Mauer getrennt sind). Innenbesichtigung der Kirche: Unterkirche mit der Verkündigungsgrotte, Oberkirche mit schrecklichen Mosaiken und monumentaler Betonkuppel...

Vor der Kirche referierte Sr.Marta Bayer über das Nazaret zu Jesu Zeiten (unbedeutendes Dorf mit 200 Einwohnern). Zur Mittagszeit besichtigten wir Zippori/Sepphoris:

Ausgrabungen des röm.Theaters. Zitadelle mit Museum und Aussichtsplattform (Film + Referat Sr. Marta), hellenist. Villa mit umfangreichen Bodenmosaiken.

Mit dem Bus zu den nahegelegenen Wasserreservoirs von Sepphoris - Rundgang durch die künstlichen Höhlen.

Im Bus Referat Prof.Niemand über die Tabortraditionen (AT: Ri 4; Hos 5) Josephus Flavius befestigte den Tabor. 4.Jh.n.Chr. werden hier Melchisedek- und Abrahamstradition lokalisiert, auch die Versuchung Jesu); die Verklärung Jesu wird verschieden lokalisiert (Ölberg, Tabor, Hermon; seit dem 6.Jh. Bautradition von Kirchen).

Nach dem sehr späten "Mittagessen" (14.45-15.30 Uhr) in einem Kibbuz am Fuß des Berges Tabor fuhren wir mit dem Bus zum Taxistandplatz, bestiegen die "Halleluja"-Taxis, die uns auf den Berg Tabor brachten.

Aussicht auf die Jesreel-Ebene, Nain...Besuch der Verklärungskirche.

Rückfahrt mit den Taxis - Heimfahrt mit dem Bus nach Ma'agan und anschließend ein freier Abend.

6.Tag, Freitag, 1.9. 1995

Zum Schulbeginn - so erzählt Frau Jassur - gibt es regelmäßig Streiks - diesmal hauptsächlich von den Eltern, die die zu hohen Kosten für die Wachdienste (!!!) für die Schulen beklagen.

Wir verließen heute Ma'agan und fuhren nach Beth-Schean, das als Skythopolis zur Dekapolis gehörte, obwohl westlich des Jordan; das heutige Beth-Schean ist eine Einwandererstadt und hat mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen.

Christoph Dinböck hat hohes Fieber - und wir steuern deshalb ein Medizinzentrum an; nachdem Christoph seine Medikamente bekommen hat, fahren wir zu den Ausgrabungen von Beth-Schean (Skythopolis) weiter (Referat Karl Eglseer): Besichtigung der hellenistischen Stadt (Theater, Thermen, Cardo...) und der vorhellenistischen Stadt am Tel - mit schönem Rundblick (Jordantal, hellenistische Stadt...). Im nahegelegenen Beth-Alpha bewunderten wir einmal mehr ein Bodenmosaik in einer Synagoge (6.Jh.) (v.a. Thoraschrein, "Bindung Isaaks", Tierkreis).

Während wir dann im Bus durch die Westbank fahren, läßt die Reiseleiterin die letzten hundert Jahre der Geschichte Israels Revue passieren.

Wir kommen am Alexandreion (Bergfeste Herodes d.Gr. ) vorbei; jenseits des Jordans liegen die früheren Gebiete Gilead und Moab. Das Gebiet der Westbank ist heute von Kibbuzniks und seßhaft gewordenen arabischen Beduinen bevölkert.

Bei unserer Ankunft in Jericho halten wir Mittagspause in Jericho im Hotel Temptation.

Am Tel Jericho hören wir etwas zur Vorgeschichte und zur biblischen Geschichte Jerichos (Elija, Elischa, Lot und Abraham; Jesus und Zachäus, die Blindenheilung) und zur Geschichte der Ausgrabungen (ab l8.Jh., seit 1952 Karol Kenyon mit damals moderner Schichtenanalyse); v.a. kam ein ca. 10.000 Jahre alter Turm zum Vorschein, dessentwegen Jericho oft als die älteste Stadt der Welt gerühmt wird.

Vorbei an den Ausgrabungen des Winterpalasts der Hasmonäer und v.a. Herodes d.Gr. fuhren wir ins Wadi Quilt, das durch die Wüste Juda führt - kurzer Stopp: eindrucksvoller Ausblick in das canyonartige Tal mit Georgskloster und in die Wüste (Beduinen mit Ziegenherden, Wellblechhütten...im Bus sagt uns die Reiseleiterin einiges über die heutigen Beduinen)Wir fahren hinauf zur heiligen Stadt Jerusalem - von Jericho kommend sehen wir drei Wahrzeichen: die Hebräische Universität auf dem Mount Skopus und den Ölberg mit der orthodoxen Himmelfahrtsbasilika.

Vom Aussichtspunkt bei der Hebräischen Universität blicken wir auf den Ölberg, die Altstadt und die Neustadt Jerusalems.und sehen deutlich, daß Jerusalem an der Nahtstelle zur Wüste liegt. Durchs Tal Joschaphat (nördl.Kidrontal) und entlang der Altstadtmauer gelangen wir zu unserem Quartier bei den Rosary Sisters.

Nach dem Abendessen spazierten wir noch in die nur eine Viertelstunde entfernte Altstadt , jüdisches Viertel, Westmauer - beleuchtet, Sabbatbeginn); mit Mag. Böhmisch besuchten die Männer die große Synagoge links neben der Klagemauer.

7. Tag, Samstag, 2.9.1995

"K I R C H E N T A G"

Auffahrt mit dem Bus zum Ölberg. Besuch der Himmelfahrtsmoschee (Kurzreferate von hier bis zur Annakirche: Christian Hein) mit Ummauerung und "Fußabdrücken" (früher Augustinerkloster), Vaterunserkirche (68 Sprachen, Tafeln aus Fliesen) und Grotte der Unterweisung.

Am Aussichtspunkt, von wo man die Altstadt Jerusalems gut überblicken kann, hielt ich ein Referat über die Baugeschichte der Stadt; wir gingen dann weiter zu einem Teil des großen jüdischen Friedhofs am Abhang des Ölbergs, wo uns Frau Jassur einiges über die jüdischen Begräbnissitten und -riten berichtet (Bestattung noch am Tag des Todes, Trauerarbeit: Riß ins Gewand, am Boden sitzen, Türe für alle offen, Kondolenzbesuche, dabei wird Essen mitgebracht, "Klageweiber").

Kirche Dominus Flevit - nochmals schöner Ausblick, aber keine Innenbesichtigung; Tränenform: Tränenkrüge am Dach (vgl.Ps 56,9): hier soll Jesus über die bevorstehende Zerstörung der Stadt Jerusalem geweint haben.

Am Fuß des Ölbergs schauten wir dann die Kirche der Nationen und die griechisch-orthodoxe Kirche des Mariengrabes (unterirdisch - viele Kerzenleuchter, sehr mystische Stimmung) an, daneben liegt noch die sogenannte Verratsgrotte.

Dann ging es wieder ein Stück bergwärts zum Stephanstor (oder Löwentor) und auf der Via Dolorosa zur Annakirche (die einzige original erhaltene Kreuzfahrerkirche - Übergang Romanik-Gotikwurde in der muslimischen Zeit zur Koranschule umgewandelt); im beeindruckend schlichten Innenraum sangen wir einige Lieder. Nachdem wir draußen vor der Kirche die ekstatischen Gesänge spanischer Glossolalen abgewartet hatten, hörten wir von Christian Hein ein detailiertes Referat über die Ausgrabungen rund um den Teich Betesda (vgl.Joh-Ev.), die einzige Stelle in Jerusalem, die man als Wirkungsstätte Jesu sicher lokalisieren kann...

Mittagsjause im Österreichischen Hospiz zur Hl.Familie, anschließend Ausblick von der Dachterrasse auf die Altstadt-Jerusalems (sehr pittoreske Stadtlandschaft...). Durch die Basare (Suqs) erreichten wir dann die Grabeskirch und zwar über das Dach ("Hintereingang"), wo 20 äthiopische Mönche wohnen. Nach dem Referat von Klemens Leitner über die Grabeskirche betraten wir die Grabeskirche durch die äthipische Kapelle, wo ein äthiopischer Mönch aus der Apostelgeschichte vorrezitierte (-kantilierte) (Bekehrung und Taufe des äthiopischen Eunuchen; Apg 8,26ff). Dann waren wir im Hauptraum der Grabeskirche (Salbungsstein), wo jede/r einen persönlich gestalteten Rundgang unternehmen konnte (ich folgte der Beschreibung von Baedeker).

Als wir uns um 16 Uhr vor der Kirche wieder trafen, zog gerade unter ohrenbetäubenden Geläut der griechisch-orthodoxe Patriarch ein...

Durch den rekonstruierten Cardo der römischen Stadt (heute wieder Einkaufsmeile, unterirdisch) und durchs Zionstor kamen wir zum Zion, von wo wir mit dem Bus zum Quartier zurückfuhren.

Nach dem Abendessen brachte uns der Bus zur Haas-Promenade, von wo sich ein schöner Ausblick auf das nächtliche Jerusalem bot (Aussichtsrestaurant...).

Danach ein Besuch im National Diamond Center (NDC) mit Film, Führung durch die Diamantenschleiferei und die Goldschmiede sowie durch den Verkaufsraum.

(In Israel wurde die Sommerzeit schon in dieser Nacht - drei Wochen früher als bei uns - beendet; wegen der Morgengebete orthodoxer Juden an den Bußtagen vor Rosch Haschana (?)).

8. Tag, Sonntag, 3.9.1995

"F R E I E R T A G "

Mit Martin Diwold, Klemens Leitner, Christian Hein und . Herbert Altmann ging ich zur Ben-Yehuda-Straße, der Einkaufstraße der Neustadt (sehr europäisch), dann zur äthiopischen Kirche und rund ums ultraorthodoxe Viertel Mea Shearim.

Am Damaskustor stiegen wir hinauf zur Stadtmauer, gingen die Stadtmauer entlang bis zum Jaffator, in dessen Nähe wir in der Cafeteria St Michel Mittagspause machten. Anschließend Geldwechsel und Einkauf zu total überhöhten Preisen bei einem Beduinen in einer Seitengasse (er hatte behauptet, bei ihm gebe es alles zu einem Studentenpreis bzw. zum halben Preis).

Wir spazierten dann durch die Suqs und Basare aller Viertel der Altstadt, warfen einen Blick auf die Westmauer und bummelten dann zum Österreichischen Hospiz, wo wir um 17.30 Uhr eine Messe feierten (Kapelle, vollgestopft mit Gedenktafeln für diverse Erzherzöge, Könige und Kaiser - der Zelebrant, Prof. Raberger, ein Ischler konnte sich also recht zuhause fühlen!).

Zu Lesung und Evangelium hörten wir verschiedenste Texte zu/über Jerusalem aus der Hl.Schrift (Pss, 2 Sam, Joh-Ev, Lk, Offb, Apg...).

9. Tag, Montag, 4.9.1995

Durchs Hinnomtal, wo ein vom deutschen Bundeskanzler Kohl gespendeter Brunnen (Kohl-Brunnen) steht,fuhren wir auf den Zionsberg und besuchten in der Dormitioabtei am Zion Altabt Nikolaus Egender OSB, der über die vielen christl. Konfessionen in Israel und Jordanien und ihr Verhältnis zueinander (ihre Ökumene untereinander) sprach. Grundsätzlich gebe es viele gute Kontakte und Gespräche, aber auch viele Reibungspunkte, z.B. den status quo (1852); Pater Nikolaus sprach auch über die Ökumene zu Muslimen und zu den Juden, über das Verhältnis zu den Judenchristen um P.Daniel Rufeisen (30.8.!) erst auf Anfrage (er sprach sonst hauptsächlich über die arabischen Christen!). Nach der Begegnung mit P.Nikolaus in einem Raum neben der Abteikirche besichtigten wir noch diese Dormitiokirche und die Krypta des Marienschlafs, um dann weiterzugehen zum sogenannten Coenaculum ("Abendmahlssaal"), wo ich ein Referat über den Zion hielt (AT,NT,Christentum) und zum Davidsgrab (heute wieder Synagoge; das Davidsgrab ist eigentlich nur ein Kenotaph!).

Durchs Zionstor und durchs jüdische Viertel gingen wir dann zur Westmauer und hörten zur Mittagszeit auf den Stufen vor der Südmauer des Tempelbergs Referate von Christoph Dinböck, Christine Drexler und Marion Grubelnik über den Tempelberg und die umliegenden Ausgrabungen, von denen wir einen Teil anschließend auch besichtigten. Am Tempelberg machten wir barfuß unsere Rundgänge durch die El-Aqsa-Moschee,und durch den prachtvollen Felsendom, ehe wir hinauskomplimentiert wurden, weil die nächste Gebetszeit bevorstand.

Nach der Mittagspause (Pizzeria gegenüber dem Österreichischen Hospiz) wurden wir auf dem Vorplatz der Westmauer Zeugen eines Bomben(fehl-)alarms, weil jemand bei den Ausgrabungen südlich des Tempelbergs seinen Rucksack vergessen hatte (wir mußten 20 Minuten warten...).

Durchs Dungtor und entlang der südlichen Stadtmauer gelangten wir zum Warrenschacht, wo Prof. Hubmann eine Anekdote aus Fleckenstein "Wanderer, kommst du nach Jerusalem" vorlas.

Nach der Besichtigung dieses interessanten Schachts gingen wir noch zur Davidsstadt (Ophel, Ausgrabungen; Referat Christine Drexler).

Entlang der östlichen Stadtmauer begaben wir uns dann zum Rockefeller-Museum, von wo uns der Bus wieder zu den Rosary-Sisters brachte.

Nach dem Abendessen sperrten uns die Schwestern die Dachterrasse auf, und wir konnten das 40-minütige Feuerwerk (+ Lasershow) zur 3000-Jahr-Feier Jerusalems anschauen.

10. Tag, Dienstag, 5.9.1995

Das heutige Programm begann mit einer Fahrt nach Bethlehem, wo wir die Geburtskirche eingehend besichtigten: Prof.Raberger erläuterte einiges zu den an den Langhauswänden angebrachten Mosaiken über mariologische und christologische Dogmen, wir besichtigten die Katharinakirche und die Grotten, v.a.die des Hieronymus (Referat Reiseleiterin und Ergänzungen von Prof.Hubmann, Prof. Niemand und Mag.Böhmisch) und dann natürlich die Geburts- und Krippengrotte; im Kreuzgang vor der kath.Katharinenkirche las Prof. Hubmann wieder einige von.Fleckensteins gesammelten Anekdoten vor.

Die Fahrt wurde dann zum HERODION fortgesetzt, wir erkundeten auch die erst kürzlich freigelegten Gänge Bar Kochbas. Auf der Rückfahrt nach Jerusalem besuchten wir einen großen Krippenladen in Bethlehem, in Jerusalem hielten wir auf der Haaspromenade Mittagspause (vgl.2.9.). Am frühen Nachmittag besichtigten wir das 1965 errichtete Modell des antiken Jerusalem beim Holyland Hotel; das Modell wurde zwischenzeitlich schon öfters kleineren Veränderungen unterzogen - nach dem jeweils neuesten archäologischen Erkenntnisstand.

Nach dem halbstündigen Rundgang bei diesem Stadtmodell fuhren wir zur Knesset, zur berühmten Menora, die Frau Jassur anhand einer Broschüre erklärte (Szenen aus der biblischen Geschichte und aus der Geschichte des Staates Israel bzw.des Zionismus!).

Nach einem kurzen Abstecher zum modernen Gebäude des Obersten Gerichtshofs besuchten wir das Bible Lands-Museum (kurzer, dreiviertelstündiger Rundgang durch die 20 Ausstellungsräume, vgl. Plan!):.

Sodann widmeten wir uns noch dem Schrein des Buches beim Israelmuseum und einer Abteilung des Israelmuseums nach Wahl; ich besichtigte mit Christian Hein und Klemens Leitner die Abteilung Judaica.

Nach dem Abendessen mit Martin.Diwold Spaziergang durch die Altstadt. (letzter Abend in Jerusalem!!!)

11. Tag, 6.9.1995

Abschied von Jerusalem

Während der Fahrt durch das Wadi Qilt und hinunter zum Toten Meer (1200 Höhenmeter hinunter!) referierte Mag. Böhmisch über Funde in Qumran schon in früherer Zeit: 3. Jh. (Origenes!) und 9. Jh.; die Legendenbildung bei den Funden von 1947 ist analog zu der aus dem 9.Jh.!!!

Die Reiseleiterin erklärt einiges zur Wüste Juda, zu den verschiedenen als Taufstelle Johannes d. T. ausgegebenen Stellen und zu Qumran ("grauer Fleck" als Namensbedeutung). Dann stand schon der Rundgang durch die Ausgrabungen der Essenersiedlung auf dem Programm - Irmgard Lehner hielt ein Referat über verschiedene Theorien über die Verwendung dieser Siedlung (Heiligtum, Schreibstuben, Friedhof ???). Weiter gings nach Ein Gedi, wo Sr. Marta Bayer, Herbert Altmann, Reinhard Humer und ich mit Prof. Hubmann im Wadi David eine kleine Wanderung unternahmen: zwei Wasserfälle, Palmen und auch sonst sehr schöne exotische Flora, pittoreske Felsformationen.

Das Bad im Toten Meer gemeinsam mit Reinhard Humer dauerte nur kurz - nicht einmal 10 Minuten! Mit dem Bus gings weiter nach Massada - auf der Strecke erfuhren wir von Frau Jassur einiges über das Tote Meer (Ausmaße, Kuranwendungen) und über Massada, das wir dann mit einer Kabinenbahn erreichten (relativ wenig Betrieb, wir mußten uns nirgends anstellen!).

Oben auf der riesigen Festung des Herodes des Großen hatten wir einen eineinhalbstündigen Rundgang - Ausblicke auf Tote Meer, Nordpalast mit Freskenresten, Kasematten, röm. Eroberungsrampe, Westpalast. Gegen vier Uhr nachmittag verließen wir Massada in Richtung Arad. Wir kamen dabei an Kuranstalten am Toten Meer vorbei (ausgesprochen öd!) und auch bei der Abzweigung nach Sodom, wo man den Sodomberg (ganz aus Salz !!!) sieht. Durch ein Wadi (Fotostopp) ging's nach Arad - eine in den 60er-Jahren aus dem Boden gestampfte Einwandererstadt (v.a. Einwanderer aus der UdSSR; Fremdenverkehr: Arad ist Luftkurort für Asthmatiker - gewissen Bäume dürfen wegen etwaiger Allergien nicht gepflanzt werden, Industrie, die Produkte des Toten Meeres verarbeitet). Bezug der Zimmer bwz. der Bungalows im Hotel Nof Arad ("Ausblick" - wegen des Ausblicks auf die Wüste!). Vor dem Abendessen Aperitiv mit Klemens Klasen-van-Husen in der Hotelbar, nachher Abendspaziergang mit Martin Diwold, Herbert Altmann, Christian Hein und Klemens Leitner.

12. Tag, Donnerstag, 7.9. 1995

Bei der Fahrt zum nahegelegenen Tel Arad berichtet die Reiseleiterin einiges.über Industrie und Fremdenverkehr in Arad (siehe 6.9.) sowie über staatliche Aufforstungsprogramme (Eukalyptus und Tamariske) und Beduinen in der Umgebung von Arad.

In Tel Arad referiert Herr Kastenhofer auf der Zitadelle über die Geschichte der Besiedlung hier und über den JHWH-Altar (zwei Stelen!); Prof.Hubmann ergänzt einige Theorien (JHWH-Glaube und Sabbat von Kenitern oder Midianitern? Nomaden- und Halbnomadentum?), es folgte in der kenitischen Stadt eine Grundsatzdiskussion über die Entwicklung des Monotheismus, Nomadentum etc. (Hubmann, Raberger, Böhmisch, Niemand).

Wir besichtigen abschließend noch ein Arad-Haus und machen davor ein Gruppenfoto!

Im Bus weist uns Frau Jassur auf einen Beduinenfriedhof hin (hier schon westlich beeinflußt: denn sonst keine Grabsteine) und erzählt über die Stammesstrukturen (Scheich), die eigenen Gesetze und die Gerichtsbarkeit der Beduinen (schlimmste Vergehen Diebstahl und Schändung einer Frau - bis heute Blutrache, aber auch Sulcha=Friedensschluß; bis heute auch "Verkauf" von Frauen (Brautpreis), Pfannenprobe für Lügner, Beschneidung von Frauen; Schmuggel, v.a. von Autos aus Ägypten.) Auch beim Tel Beer Sheba referiert Herr Kastenhofer über die Besiedlungsgeschichte.

Wir sahen den namengebenden Brunnen vor dem Tor (vgl. Gen 21,22; Abraham!), Stadttor, Wohnhäuser; Aussichtspunkt.

Im nahegelegenen Beer Sheba findet ein bekannter Beduinenmarkt statt, momentan nur improvisiert... (Gewand, Gewürze, Weihrauch etc.) Als Europäer ist man über die Unbekümmertheit (?) angesichts des rundum liegenden Abfalls erstaunt.

Bei Dimona hatten wir dann Mittagspause in einer Raststätte, von ferne sahen wir die auf einem weiten, umzäunten Areal gelegene Atomversuchsanstalt Israels. Unser letzter Besichtigungspunkt war dann Mamshit, eine Nabatäerstadt - Elisabeth Walcherberger informierte uns, wer die Nabatäer waren, über ihre Geschichte und über wichtige Städte.

Bei unserem Rundgang durch die Ausgrabungen sahen wir den Palast des Pferdebesitzers, den Verwaltungsturm (Aussichtsturm), die beiden Kirchen (alle Nabatäerstädte haben zwei Kirchen).

Nach dem Abendessen im Hotel hatten Martin Diwold und ich eine Besprechung wegen des Abendprogramms am 8.9.!!

13. Tag, Freitag, 8.9.1995

Auf unserer Anreise nach Sde Boqer bzw. Avdat erzählte uns Frau Jassur über Probleme zwischen Fellachen - seßhaften Bauern - und Beduinen sowie über die drei bzw. vier verschiedenen im Lande gebräuchlichen Kalender: neben dem gregorianischen Kalender gibt es natürlich den iüdischen (8.9.1995 = 14.Elul 5755) und den muslimischen (1995 = 1473; das genaue Datum kann Frau Jassur auch nicht nennen...); die griechisch-orthodoxe Kirche stützt sich auf den gulianischen Kalender.

Des weiteren gibt es noch Differenzen durch Mond- und Sonnengahr (islamisches Jahr = Mondjahr; der Fastenmonat Rammadan "wandert" // jüdisches Jahr ist eine Kombination zwischen Solar- und Lunarjahr: alle 2-3 Jahre Schaltmonatg damit alle jüdischen Feste fallen, wie es sein sollte!

Auch über Einsatzgebiete von Eseln und Kamelen gab's interessante Informationen.

In Yeroham ist der Übergang judäische Wüste und Negev: Savanne mit Tamarisken, Kapernsträuchern, im Frühling blühen die Sun Roses in allen Farben.

Bevor wir in Sede Boqer ankamen, erfuhren wir noch einiges über Ben Gurion (1886-1973), der in diesem Kibbuz mit seiner Frau Paula die letzten 20 Jahre wohnte und hier auch begraben ist - er war gemeinsam mit Weizman 1948 der Staatsgründer des modernen Staates Israel.

Im Kibbuz Sde Boqer forscht man auch (Außenstelle der Uni Beer Sheba), wie man die Wüste mit aufbereitetem Brackwasser fruchtbar machen könnte (außerdem auch Solarenergieforschung!).

Wir besuchten das Grabmal Ben Gurions, das inmitten eines Arboretums angelegt ist (Bäume/Pflanzen aus aller Welt, die wüstengeeicht sind!).

Ein Stückchen weiter begannen wir unsere dreiviertelstündige Wanderung durch den Canyon von Ein Avedat (mit bizarren Verwerfungen; enge "Schlangenpfade", Leitern...); nach einer kurzen Busfahrt waren wir dann schon beim Tel Avdat, wo wir vorerst einen Abstecher zum Oboda-Grab (aus der Nabatäerzeit; mit arkadenartigen Grabnischen) machten; am Tel besichtigten wir den Verwaltungsturm, Weinpresse, Zitadelle, Tor, St.Theodors- und Nordkirche sowie am Fuß des Hügels die verschiedenen Vorratshöhlen.

Schließlich fuhren wir weiter nach Mizpe Ramon, eine kleine Militärstadt, die am Maktesh Ramon liegtder Ramon-Krater ist ein geologisches Fenster (40 km lang, 10 km breit und 300 Meter tief), gemeinsam mit dem syrischafrikanischen Graben; die geologischen Schichten wurden durch Verwitterung freigelegt.

Nach der Mittagspause beim Aussichtsplateau besichtigten wir das Museum (Film) zur Geologie des Kraters.

Gegen drei Uhr Heimfahrt über Yeroham (vgl.auch oben!; Einwandererstadt, v.a. Afrikaner und Russen) und durch einen weiteren Krater, den sogenannten "Großen Krater" (der aber kleiner ist als der Maktesh Ramon!).

Vor dem Abendessen Kiddusch, während des Abendessens Sabbatlieder einer jüdischen Reisegruppe (Sabbatbeginn!!!). 20.30 Uhr Abendprogramm am Swimmingpool des Hotels Nof Arad - Martin Diwold und ich gestalteten eine halbe Stunde eine Art Kabarett über die Reise und über einige Reiseteilnehmer; Prof.Hubmann überreichte an Prof. Raberger zum 56.Geburtstag (9.9.!) einen Holzesel und eine Eselkarte mit den Unterschriften aller Mitreisenden. Nachher Gespräch mit Prof. Raberger; in der Hotelbar mit Peter Vondrak, Karl Eglseer und Martin Diwold.

14. Tag Samstag, 9. 9 .1995

Beim Frühstück im Hotel in Arad vor unserer Abreise beanstandete ein Jude, daß der Getränkeautomat in Betrieb war (stört die Sabbatruhe) und überprüfte auch das Frühstücksbuffet, ob alles dem Sabbat entsprechend war...

Wir verließen Arad und fuhren fast bis Beer Sheba und dann zum Tel Lachisch - die umliegenden Ausläufer der Berge von Hebron sind bereits bewaldet bzw. wieder aufgeforstet; die Strecke führte östlich vom "Philisterland", vorbei am Terebintental nach Qiryat Gat ("Entwicklungsstadt"), von dort fuhren wir ein kleines Stück auf der neuen Verbindungsstraße Gaza - Jericho. Tel Lachisch ist noch kein Nationalpark, die Ausgrabungen sind ziemlich vernachlässigt, und man braucht bei all den "Überwucherungen" ziemlich viel Phantasie... Gut sichtbar sind v.a. die Toranlagen und die Festung sowie eine persische Zisterne.

Vor dem Rundgang durch das Gelände referierte Prof. Hubmann länger über Sanherib, über assyrische Reliefs aus Ninive, die die Eroberung Lachischs zeigen; Briefe, die am Tor von Lachisch gefunden wurden. Hubmann spricht dann allgemein über Schriftentwicklung und kritisiert daraus resultierend die Datierungsansätze der klassischen Quellentheorien.

Unser letzter Tel stand mit Beth Guvrin auf dem Programm - in einer Glockenhöhle überreichte uns Frau Jassur Pilgerurkunden aus Jerusalem; die Glockenhöhlen waren unterirdische Steinbrüche.

Tel Marisha liegt in der Nähe und gehört zum selben Nationalpark wie die Glockenhöhlen; Marisha war wahrscheinlich der Herkunftsort Herodes des Großen. In unterirdischen Höhlen wurden hier Kolumbarien Ölpressen, Zisternen und Speicher eingerichtet.

Nachdem wir all das besichtigt hatten, schauten wir uns auch noch eine wunderbar ausgemalte Grabhöhle - das sogenannte Sidonische Grabmal - an (die Malereien wurden restauriert bzw.rekonstruiert!). In einer Raststätte nahe des Ausgangs des Nationalparks hielten wir Mittagspause. Dann fuhren wir zu unserem Hotel in Bat Yam (Armon Yam) und bezogen gleich um halb vier nachmittag die Zimmer; letzter Programmpunkt (fakultativ!) der ganzen Reise war dann die kleine Altstadt von Jaffa und der Hafen. Am Platz der Altstadt steht die Petruskirche (vgl. Apg 10).

Nach dem Abendessen im Hotel hielt der Abgeordnete Severin Renoldner eine breit ausgeführte Rede - Laudatio - für unseren Reiseleiter Prof. Hubmann; eine Gabenprozession schloß sich an: jede/r Reiseteilnehmer/in überreichte Prof. Hubmann einen Scherben von einem Tel ...

Ein Abendspaziergang dem Meeresstrand entlang war ein würdiger und "romantischer" Abschluß der Reise - eine nur kurze Nacht stand uns bevor!

15. Tag, Sonntag, 10.9.1995

Mitten in der Nacht gab es ein kleines Frühstück im Hotel Armon Yam, ehe wir um 3.15 Uhr Bat Yam verließen. Mit dem Bus eine halbe Stunde nach Lod - Flughafen Ben Gurion, wo Prof.Hubmann unserem Fahrer Issam das Trinkgeld übergeben konnte. Sicherheitscheck (auch mein Koffer wurde untersucht); Frau Jassur verabschiedete sich! Mit einer halben Stunde Verspätung flogen wir um 7.15 Uhr wieder mit El-Al nach Wien ab. Nach einer "Ehrenschleife" über dem Neusiedlersee landete die Boeing 767 in Schwechat, von wo wir mit einem Autobus der Firma Pernsteiner wiederum abgeholt wurden.

Gegen 14.30 Uhr kamen wir in Linz an.

DEO GRATIAS!


Version 1 vom 19.1.1998: http://www.asn-linz.ac.at/schule/religion/kthl/israel95.htm